Bergwelt Tirol – Miteinander erleben

Gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen arbeiten wir täglich daran, vernünftige Rahmenbedingungen für eine umwelt- und klimafreundliche Ausübung des Bergsports zu schaffen. Die Mitglieder der POW Brand Alliance tragen einen großen Teil dazu bei, dass unsere Vorstellung von ganzheitlich nachhaltigem Bergsport auch Wirklichkeit werden kann. Seit Anfang 2025 ist nun auch Bergwelt Tirol- Miteinander erleben Teil dieses Netzwerks.

In diesem Artikel stellen dir die Bergwelt Tirol Mitarbeiter Klaus-Pietersteiner und Laurin Hillebrand die Ideen hinter dem Programm vor. In den nächsten Monaten posten wir außerdem immer wieder konkrete Verhaltensempfehlungen ihrer Kollegin Johanna Esche – damit du deinen Tag am Berg ganz einfach so umwelt- und klimafreundlich wie möglich gestalten kannst. Wenn du auf dem Laufenden bleiben möchtest, folge POW AT und Bergwelt Tirol auf Instagram. 

Gemeinsam Kompromisse und Lösungen finden 

“Bergwelt Tirol – Miteinander erleben” ist ein Programm, welches 2014 von der Tiroler Landesregierung ins Leben gerufen worden ist, mit dem Ziel, Konflikte zwischen Bergsport und Natur- bzw. Waldschutz zu lösen und zu minimieren.”, sagt Laurin Hillebrand, der als Regionalberater im Landschaftsdienst (Abteilung Waldschutz / Land Tirol) tätig und selbst begeisterter Bergsportler ist. Heute ist Bergwelt Tirol ein gemeinschaftliches Programm, welches auf die Zusammenarbeit mit verschiedensten Partnern, z.B. der Tiroler Landwirtschafts- und Wirtschaftskammer,  dem Tiroler Jägerverband, dem Österreichischen Alpenverein, der Tirol-Werbung und der Tiroler Bergrettung. Zusätzlich gibt es Themen- und projektbezogene Partner aus der Bergsportcommunity – so wie POW AT. 

Auf verschiedenen Plattformen und vor Ort am Berg kommuniziert Bergwelt Tirol Verhaltensempfehlungen fürs Wandern, Klettern, Mountainbiken und Skitouren gehen.  “Das Besondere an dem Programm ist die Herangehensweise – der partizipative Ansatz, mit dem wir versuchen, dass alle Interessenvertretungen gemeinsam Konzepte erarbeiten sowie Kompromisse und Lösungen finden, die dann auch umgesetzt werden.”, fasst Klaus Pietersteiner, der Leiter des Programms, die Idee dahinter zusammen. Man wolle dabei ganz bewusst nicht in starr-hierachischen Strukturen mit Vorschriften und Verboten arbeiten – was aus ihrer Sicht nur im seltensten Fall notwendig ist – sondern schaue sich einen Konflikt genau an und lasse alle Stakeholder zu Wort kommen, bevor Entscheidungen getroffen werden. 

“Anstoß für das Programm war vor über 10 Jahren der steigende Bedarf nach  Lenkungsmaßnahmen beim Skitouren gehen.”, erzählt Klaus. Denn durch den Boom der Sportart entstand vor allem in schützenswerten Gebieten wie etwa dem Nationalpark Hohe Tauern neues Konfliktpotenzial. “Genau hier setzt Bergwelt Tirol an.”, so Klaus. Mittlerweile gibt es alleine in Osttirol acht Skitourenlenkungsprojektregionen , die Bergwelt Tirol in lokalen Arbeitskreisen gemeinsam mit Vertretern aus Jagd, Forst- und Landwirtschaft, Tourismus, Naturschutz und Bergsport erarbeitet hat.

Waldschutzzonen sind eine der gängigsten Maßnahmen um. Nutzungskonflikte am berg zu lösen. (c) Luca Jaenichen

Die 4 ½ Schutzgüter 

Nutzungskonflikte am Berg lassen sich durch unterschiedliche Maßnahmen lösen. Die gängigsten sind die Wild- und Waldschutzzonen. Schutzzonen gibt es für Rot- und Rehwild, Birk- und Auerwild, Gams- und Steinwild sowie den Objektschutzwald. Für die Region Kitzbühel gibt es noch einen Sonderfall, nämlich die bäuerliche Hofstelle. “Das Problem hier war, dass die Skitourengeher:innen und Freerider:innen direkt an den Höfen der Landwirt:innen vorbeifahren, also quasi zwischen Traktor und Wohnhaus. Darüber waren die Bauernfamilien natürlich nicht erfreut. Deshalb hat man die Landwirtschaft bzw. den privaten Lebensraum der Familien zusätzlich als Schutzgut eingeführt.”, erklärt Klaus. 

Naturschutz beginnt bei der Tourenplanung

Die entsprechenden Schutzzonen werden in einem Prozess mit Einbeziehung aller Stakeholdern definiert – und dann den Bergsportler:innen über digitale Kartendienste zugänglich gemacht. ““Als digitale Grundlage hierfür dient die Open Street Map. Darüber können wir sie dann in die gängigsten Tourenportale, wie etwa Alpenverein Aktiv, Outdooractive und Komoot einspielen.”, erklärt Laurin. “Dann sieht man bereits bei der Tourenplanung, wo Schutzzonen liegen und welche Gebiete man bei der Ausübung des Bergsports vermeiden sollte.” Zusätzlich stellt Bergwelt Tirol auch Hinweistafeln im Gelände auf.

Bereits bei der Tourenplanung sollte man daran denken, Schutzzonen zu vermeiden. (c) Lukas Pilz

Aufklärung auf Augenhöhe

“Wir achten stets auf die Ausdrucksweise, denn wir wollen die Menschen vielmehr motivieren, anstatt ihnen Sachen zu verbieten. Wir kommunizieren: ‘Super, dass du Skitouren gehst. Es macht Spaß in den Tiroler Bergen unterwegs zu sein. Aber vermeide bitte diesen Bereich, denn das ist ein wichtiger Wintereinstand für die Wildtiere.‘ Ich denke so funktioniert das auch.”, meint Klaus. 

Bei Bergwelt Tirol achtet man besonders auf eine einheitliche und faktenbasierte Kommunikation – ohne erhobenen Zeigefinger. “Wichtig festzuhalten ist, dass das alles Schutzzonen des freiwilligen Verzichts sind. Es gibt keine rechtliche Grundlage für die Maßnahmen, die im Rahmen von Bergwelt Tirol erarbeitet werden. Umso wichtiger ist die Aufklärung und Bewusstseinsbildung. Denn viele Menschen, die am Berg unterwegs sind und in Schutzzonen eindringen, wissen es einfach nicht besser und können sich daher auch nicht immer richtig verhalten.”, so Klaus. 

Nachhaltige Mobilität und Bauweisen fördern

Neben dem Natur- und Artenschutz spielt auch der Klimaschutz im Bergsport eine große Rolle. An- und Abreise sind hier das größte Problemfeld – nicht nur aufgrund der hohen Emissionen, sondern auch durch das Verkehrsaufkommen, welches durch den Individualverkehr in den Bergen entsteht, wie Klaus erläutert:  “Das ist ein Riesenthema für die in den Bergen beheimateten Wildtiere, aber auch für die Anrainer:innen, die durch den Lärm belastet oder deren Einfahrten zugeparkt werden, weil es nicht genügend Park-Kapazitäten gibt. Daher ist es auch uns ein großes Anliegen, dass Bergsport vermehrt mit Öffi-Anreise betrieben wird.” 

Die Vernetzung der Interessenvertretungen haben auch beim Thema Mobilität großes Potenzial für Einflussnahme und im eigenen Wirkungsradius versucht man bereits, die Öffi-Anreise klar hervorzuheben, wie Laurin erklärt: “Bei unseren Panoramatafeln achten wir darauf, dass Bahn- und Bushaltestellen gut erkennbar eingezeichnet sind und es kommt nun gebietsweise  auch ein extra Hinweis dazu: ‘Fahr doch das nächste Mal bitte mit dem Bus.’ Beim Bau von neuer Infrastruktur fordern wir stets eine naturverträgliche, naturnahe Ausführung. „Beispielsweise werden beim Neubau von Touren-Parkplätzen keine Asphaltierungen gefördert.”

Die öffentliche Anreise zum Bergsport vereint Natur- und Klimaschutz. (c) Luca Jaenichen

Verzicht kann auch Gewinn sein

Mit Blick in die Zukunft erwartet Klaus zumindest kurzfristig eine Zunahme der Konflikte im Naturraum. Die Lösung dafür liegt in der Zusammenarbeit – und im Verzicht. “Wir werden uns in manchen Bereichen bestimmt ein bisschen einschränken müssen.“ Auch wenn das im Widerspruch zum Bergsport-Gedanken steht. Aber Wildtiere werden halt insbesondere im Winter gewisse Lebensräume brauchen – und wir werden ein bisschen Zurückhaltung üben müssen. „Dafür gewinnen und bewahren wir aber einen Teil unserer Natur.” Und so lässt sich die Natur auch in Zukunft gut miteinander erleben.