How to camp – Tipps und gesetzliche Rahmenbedingungen zum naturverträglichen Camping

In den letzten Wochen haben wir euch hier schon einiges zu klima- und umweltfreundlichem Reisen vorgestellt und hoffen, damit eure Reiselust „nachhaltig“ geweckt zu haben. In diesem Beitrag findet ihr Infos und Tipps sowie gesetzliche Rahmenbedingungen für naturverträgliche Campingabenteuer. 

WAS IST CAMPEN EIGENTLICH?

Campen ist für viele der Inbegriff von Freiheit und naturnahem Reisen. Doch mit dem Begriff „Campen“ versteht und verbindet jede:r etwas anderes. Damit wir alle vom Gleichen reden, gilt es, den Begriff vorab einmal genauer zu definieren. 

Unter dem Begriff Campen wird jegliche Art der Übernachtung in beweglichen Behausungen zusammengefasst, z.B. in Wohnmobilen, Dachzelten, ausgebauten Vans, Hängematten oder klassischen Zelten. Zudem setzt das Campen eine gewisse Planung voraus: wird ungeplant unter freiem Himmel genächtigt, spricht man vom (Not-) Biwakieren. Eine solche ungeplante Nächtigung, etwa am Berg, hat einen Grund, wie einen plötzlichen Wetterumschwung, eine Verletzung, falsche Planung und damit verbundene Schwierigkeiten wie aufziehende Dunkelheit oder Erschöpfung. Ist ein Biwak geplant, weil  zum Beispiel eine Tour an einem Tag nicht zu schaffen ist und sich keine Übernachtungsmöglichkeit am Weg befindet, gilt dies als vorsätzliches Biwakieren und wird mit dem Campieren gleichgesetzt. Dies kann vielerorts zu rechtlichen Schwierigkeiten führen. Unter Wildcampen wird das Campen außerhalb öffentlicher Campingeinrichtungen verstanden. Diese Art des Campens erfreut sich immer größerer Beliebtheit, doch sind die gesetzlichen Regelungen dazu nicht nur in jedem Land, sondern sogar in Österreich in jedem Bundesland anders und reichen von Duldung bis hin zu saftigen Geldstrafen. 

WIE GEHT CAMPEN RICHTIG?

Je nachdem welche Faktoren auf die jeweilige Tour zutreffen, sind unterschiedliche Ausrüstungsgegenstände mitzunehmen und Vorbereitungen notwendig. Bestimmte Dinge sind jedoch immer zu beachten, ganz besonders, wenn wir uns legal außerhalb von öffentlichen Campingeinrichtungen aufhalten. Generell lässt sich sagen, dass wir unsere Nächtigungsplätze so zurücklassen sollten, wie wir sie vorgefunden haben und wir mit der Umgebung und seinen menschlichen wie tierischen Bewohnern respektvoll umgehen. Die folgenden Punkte sind die wichtigsten, die es dabei zu beachten gilt:

  1. Planung 
  2. Aufbau eines Camps
  3. Müllentsorgung (inkl. Toilettengänge)
  4. Feuer machen
  5. Respektvoller Umgang mit Mitmenschen, Tieren, Pflanzen und Landschaft

Die amerikanische Organisation „Leave No Trace“ hat in ihren 7 Prinzipien zusammengefasst, worauf geachtet werden muss, um unsere Spuren so gering wie möglich zu halten, wenn wir uns in der Natur bewegen, egal ob nur für einen Tagesausflug oder für länger. In diesem Beitrag von Campz.at werden die Leave No Trace Prinzipien sehr übersichtlich und umfassend auch auf deutsch erklärt und über eine Infografiken veranschaulicht. Auch der österreichische Alpenverein hat dazu einen Infofolder herausgebracht.

An Bäumen und Steinen fixiertes Hängemattencamp mit 50m Mindestabstand zu jeglicher Wasserquelle und Wanderwegen in Montana, USA, wo campen in öffentlich zugänglichen Wäldern (public lands) erlaubt ist, Foto: (c)Verena Gruber

1. Planung eines Camps

Die zwei wohl wichtigsten Fragen bei der Planung eines Campingurlaubs sind: Wohin geht’s und wie bin ich unterwegs? Ist das geklärt, beginnt die Detailplanung mit Fragen wie: Welche Camping-Bedingungen erwarten mich vor Ort? Wie ist das Wetter/Klima vor Ort? Wie komme ich zu Wasser und Essen? Was darf ich dort und was nicht? Wie lange bin ich unterwegs und was will ich unternehmen?

Je nachdem wie die Antworten auf diese Fragen ausfallen, müssen wir unsere Ausrüstung entsprechend anpassen. Pilgere ich mit meinem ausgebauten Van in Mitteleuropa von Campingplatz zu Campingplatz, wird mir die Wasserbeschaffung wahrscheinlich kein Kopfzerbrechen bereiten. Wandere ich zu Fuß durch die Berge Georgiens und übernachte nicht nur in Hütten, ist dies jedoch eine zentrale Frage und erfordert, dass ich mich mit der Infrastruktur wie auch der Geologie meines Zielgebietes genau auseinandersetze.

2. Aufbau eines Camps

Darf ich mein Camp legal aufbauen, gibt es noch einige weitere Dinge zu beachten, um den Footprint so gering wie möglich zu halten. Feste, stabile und im besten Fall unbewachsene Untergründe sind die erste Wahl für einen Zeltplatz. Dies sind z.B. felsige und sandige Oberflächen, mit Streu oder Blättern bedeckte Waldböden sowie Schnee. Sind bereits Spuren von vorigen Camps zu sehen, z.B. niedergedrücktes oder trockenes Gras, sind solche Stellen ungenutzten vorzuziehen, um die Natur nicht noch weiter zu belasten. Auch beim Aufbau von Hängematten sollte darauf geachtet werden, dass die Bäume o.Ä., die dafür genutzt werden, nicht zu beschädigen. Ein Camp sollte weder öffentliche Wege oder Einfahrten noch den einzigen Wasserzugang versperren und sich nicht auf offensichtlich gekennzeichnetem Privatgrund befinden.

Aus Respekt vor Wildtieren, anderen Campern sowie zum Gewässerschutz sollte nach Möglichkeit immer ein Mindestabstand von ca. 50m zu Gewässern eingehalten werden. Dies gilt insbesondere, wenn wir zur Toilette müssen und dafür keine Infrastruktur vorhanden ist. Auch die Entsorgung von jeglichem anderen Müll solltet ihr euch im Vorhinein die Frage stellen, ob es Mülleimer gibt oder ob man seinen Abfall wieder mitnehmen muss. Die Frage, wie lange ich wo campieren darf, hängt von den vorherrschenden gesetzlichen Rahmenbedingungen ab und muss ebenso im Voraus geklärt werden. 

Etabliertes Camp auf unbewachsenem Waldboden, der bereits Spuren von vorherigen Camps aufweist in Montana, USA, wo campen in öffentlich zugänglichen Wäldern (public lands) erlaubt ist, Foto: (c) Verena Gruber

3. Müllentsorgung (inkl. Toilettengänge)

Gibt es in der Nähe keine Möglichkeiten für den Klogang, muss ich mich im VORHINEIN damit auseinandersetzen, wie ich meinen menschlichen Bedürfnissen nachkommen werde. Es gibt bestimmte Dinge zu beachten, wenn man in der freien Natur auf die Toilette muss, insbesondere wenn man länger an einem Ort bleibt.
Es gilt, man sollte mindestens 50m Abstand von jeglicher Wasserquelle sowie Wegen und dem eigenen Camp entfernt sein. Die beste Variante fürs große Geschäft ist das sogenannte „cat hole“. Der Name cat hole leitet sich vom Toilettenverhalten von Katzen ab, die dazu ein Loch scharren, ihr Geschäft darin erledigen und dieses wieder zuscharren, um keine Feinde anzulocken.

Bei der Variante für den Mensch, handelt es sich um ein 15 – 20 cm tiefes und 10 – 15 cm weites Loch, welches am besten in einer unauffälligen und sichtgeschützten Umgebung platziert wird. Das Loch wird nach Erledigung des Geschäfts mit dem zuvor ausgehobenen Material aufgefüllt und getarnt. Benutztes Toilettenpapier kann je nach Ökosystem mit vergraben werden. In Wäldern unserer Breiten ist dies ok, da es wie unsere Ausscheidungen von den Mikroorganismen im Boden relativ bald abgebaut und zersetzt wird. Insbesondere in trockenen und heißen Regionen ist dies jedoch nicht der Fall und benutztes Toilettenpapier sollte in verschließbaren Behältnissen oder Tüten mitgenommen und zu Hause ordentlich entsorgt werden. Dies gilt auch für andere Hygieneartikel, unabhängig vom Ökosystem, in dem wir uns befinden. Natürliches Toilettenpapier, wie bestimmte Pflanzen oder Schnee, sind sicherlich die nachhaltigsten Varianten, benötigen aber etwas Vorwissen, sowie Übung. Campst du nicht alleine, macht es Sinn, die Cat holes weiträumig zu verteilen. Bleibt eure Gruppe mehr als eine Nacht, macht das Graben einer Latrine Sinn. Die Kriterien zur Standortwahl gelten auch hier. Zusätzliche Tipps für die Standortwahl eures Cat holes findet ihr hier.

Ist es euch aufgrund eures Standortes (z.B. Aulandschaften) oder der Jahreszeit nicht möglich, euer Geschäft zu vergraben, solltet ihr mobile Toilettensysteme mitnehmen, z.B. spezielle mit saugfähigem und geruchshemmendem Material gefüllte Taschen wie die W.A.G. oder Biffy bags.

4. Feuer machen

Ein Lagerfeuer gehört für viele zum Campen einfach dazu. Auch dabei gilt einiges zu beachten. Auf vielen öffentlichen Campingeinrichtungen gibt es die Infrastruktur zum Feuer machen, wie Feuerstellen, Brennholz und Wasser zum Löschen. Insbesondere beim Wildcampen sind neben den gesetzlichen Regelungen auch das Wetter, die Umgebung sowie die Holzbeschaffung in die Überlegungen miteinzubeziehen.

Hat es seit Längerem nicht geregnet und ist die umgebende Landschaft trocken, ist von einem Lagerfeuer dringend abzuraten. Um das Lagerfeuer in einer angemessenen Größe zu halten, sollten nur fingerdicke, trockene und bereits am Boden liegende Äste gesammelt werden. Auf keinen Fall sollten frische Äste von lebenden Bäumen abgesägt oder abgehackt werden! Ist kein passendes Brennholz zu finden, fällt das Lagerfeuer aus. Ein Lagerfeuer darf nie unbeaufsichtigt weiterbrennen und MUSS vollständig gelöscht sein, bevor man sich zum Schlafen zurückzieht. Das bedeutet, die Asche muss soweit abgekühlt sein, dass sie ohne Gefahr berührt werden kann. Am besten geht das mit mehreren Kübeln Wasser und einer Schaufel. Ein Lagerfeuer sollte nicht zum Verbrennen von Müll oder benutztem Toilettenpapier genutzt werden und jegliche Spuren davon müssen beim Verlassen des Camps beseitigt werden.

Ein Ring aus Steinen begrenzt das Lagerfeuer und schützt die umgebende Vegetation. Dieser Feuerring sollte beim Verlassen des Camps wieder abgetragen werden um jegliche Spuren eines Camps zu verwischen, Foto: (c) Unsplash/Matt Whitacre

5. Respektvoller Umgang mit Mitmenschen, Tieren, Pflanzen und Landschaft

Wird ein Camp außerhalb öffentlicher Campingeinrichtungen aufgeschlagen, ist selbstverständlich darauf zu achten, dass sich dieses nicht auf offensichtlichem Privatgrund, etwa Privathäusern und -höfen oder Betriebsgelände zugeordnete Flächen befindet. Gibt es Zweifel, ob es sich bei einem Stück Land um Privatgrund handelt, sollte ein anderer Platz gesucht werden. Befindet man sich in der Nähe von bewohntem Gebiet, sollte ein Camp so früh wie möglich wieder abgebaut und Ruhezeiten eingehalten werden.
Wildtieren sollte ihr Platz und ihre Ruhe gegeben werden. Auch hier kommt wieder der Abstand zu Wasserquellen zu tragen, diese werden nämlich auch von Wildtieren genutzt und können durch zu nahe Camps von diesen unter Umständen nicht genutzt werden.
Ein Camp sollte sich unauffällig in die Landschaft einfügen, also nicht direkt neben dem Weg oder neben dem Gipfelkreuz aufgespannt werden. 

WO DARF ICH IN ÖSTERREICH WILDCAMPEN ?

Das Wildcampen sowie Abstellen von Wohnmobilen ist in Österreich auf Landesebene geregelt. Insbesondere für die alpinen Gebiete oberhalb der Baumgrenze kommt es dabei zu deutlichen Unterschieden. Die freie Betretbarkeit des Waldes ist im Forstgesetz geregelt, das Lagern oder Zelten bei Dunkelheit ist davon aber eindeutig ausgenommen. In allen Bundesländern ist das Entzünden von Lagerfeuern im Wald verboten.
Wie bereits zu Beginn erwähnt, ist nur das Biwakieren im Notfall für eine Nacht gestattet. Ein geplantes Biwak wird mit dem Campieren gleichgesetzt und es gilt dementsprechend dieselbe Rechtslage. Das Abstellen eines Wohnwagens auf Raststätten der Bundesstraßen ist ebenso nur für eine Nacht gestattet.
Wildcampen und Lagerfeuer sind in Schutzgebieten in ganz Österreich verboten. Nationalparks, Natur- und Sonderschutzgebiete haben besonders strenge Regeln dazu, bieten aber in einigen Fällen öffentliche Campingplätze an. Generell gelten in Schutzgebieten in ganz Europa strengere Regelungen zum Campen und diese sollten aus Respekt von der Natur auch eingehalten werden!

Es wird dringend geraten, sich vor einer Campingtour mit den lokalen Regelungen bekannt zu machen und sich daran zu halten, da bei Zuwiderhandeln hohe Strafen anfallen können. 

Regelungen zum Wildcampen je Bundesland:

  • Burgenland: Das Campen oder Abstellen von Wohnmobilen im Freiland, außerhalb von behördlich bewilligten Campingplätzen ist hier nicht erlaubt. Die Errichtung eines unvorhergesehenen Zeltlagers für eine Nacht ist jedoch nicht meldepflichtig.
  • Vorarlberg: Regelungen auf Gemeindeebene.
  • Steiermark & Oberösterreich: Sie schließen die Gesetze zur Wegefreiheit das Campieren im alpinen Ödland ein, es ist somit erlaubt. Es können jedoch gebietsspezifische Regelungen vorherrschen.
  • Salzburg: Hier ist das Campen im Hochgebirge nicht generell verboten, es gibt jedoch einiges zu beachten. Es können unter anderem strengere Regelungen auf Gemeindeebene vorherrschen.
  • Kärnten, Tirol, Wien & Niederösterreich: Hier ist das Campen sowie Abstellen von Wohnmobilen oder PKWs zu Wohnzwecken außerhalb behördlich bewilligter Campingplätze verboten. Bei Zuwiderhandeln drohen hier hohe Geldstrafen.
(c) Unsplash/ Mario Dobelmann

In welchen Ländern Europas das Wildcampen erlaubt ist oder nicht und was dabei zu beachten ist, findet ihr unter folgenden Links:

Quellen & weitere Infos:

Titelbild: Unsplash/ Jack Sloop

Author: Verena Gruber