Klimatalk

Die Weihnachtszeit geht wieder los und mit ihr die alljährlichen Verwandtentreffen. Bestimmt wird es sich Tante Frieda wieder mal nicht nehmen lassen, die neuesten Verschwörungstheorien zum Besten zu geben, inklusive der überwiegenden Ansicht, dass man gegen den sogenannten „Klimawandel“ eh nichts tun könnte. Außerdem ist es seit Wochen kalt und winterlich…

Dein erster Impuls ist entweder sofort zu gehen oder der geliebten Tante einfach eine zu watschen? Dann geht es dir ähnlich wie mir. Gleichzeitig weiß ich, dass das Thema erstens sehr komplex ist, somit nicht leicht zu verstehen, und unter Umständen auch Angst machen kann, zweitens es nicht immer leicht ist, sich nachhaltig und verantwortungsvoll zu verhalten. Es aber zumindest so gut wie möglich zu versuchen ist unbedingt notwendig. Und darüber zu reden auch.

Hier ein paar Tipps mit dem Thema besser umzugehen als zu flüchten oder in Angriffsposition die Zähne zu fletschen.

Wieso ist es DIR wichtig, etwas zu tun?

Stell dir selbst die Frage, die du anderen stellen würdest. Wieso liegt dir nachhaltiges Verhalten am Herzen? Du liebst es, draußen zu sein, die Natur und deine Heimat sollen nicht zerstört werden und deine Kinder sollen auch noch was von unserer schönen Landschaft haben? Erzähl davon, wie du deinen Beitrag leistest und welche positiven Veränderungen dieses Verhalten für dich gebracht hat. Nachhaltigkeit bedeutet nicht immer nur Verzicht und Aufopferung, sondern kann auch befreiend und bereichernd sein. Du hast gelernt, wie du dein altes Fahrrad wieder auf Vordermann bringst, anstatt es zum Sperrmüll zu bringen und ein neues zu kaufen? Du hast jetzt viel mehr Zeit zu lesen oder Musik zu hören, wenn zu im Zug sitzt, anstatt gestresst im Stau zu stehen? Lass andere an deinen Erfahrungen Teil haben. Gute Vorbilder und Inspiration bewirken meist mehr als Predigten.

Think Locally – Act Locally

Studien haben gezeigt, dass sich viele Menschen von der Thematik distanzieren, weil sie keinen Bezug dazu oder keine Vorstellung davon haben, wie sich die globale Erwärmung auch auf uns in Österreich oder Europa auswirkt. Die Medien zeigen Bilder von Überflutungen und unendlichen Müllhaufen in Ländern, die wir nicht mal auf der Landkarte finden können. Aber auch hier bei uns kann man die Auswirkungen sehen. Erzähl davon, wo du Veränderungen jetzt schon beobachtest. Die Skisaison wird immer kürzer, die Gletscher verschwinden immer mehr und es ist kein Zufall dass es immer öfter länger trocken ist oder gar nicht mehr aufhört zu regnen. Wir müssen lokal denken und lokal handeln, um Veränderungen bewirken zu können.

Zuhören

Reden ist gut, zuhören ist besser. Hör dir an, was andere darüber zu sagen haben und anstatt nur Ratschläge zu geben oder den Alles-Wisser zu geben, frag dein Gegenüber, was er/sie zu dem Thema denkt, beobachtet oder versucht besser zu machen. Meist ist eine abwertende Haltung gegenüber dem Klimwandel ein Schutzmechanismus; gar nicht darüber nachzudenken ist einfacher als es zu tun und dann auch etwas verändern zu müssen. Darüber reden zu können und gehört zu werden kann oft schon ganz neue Türen öffnen.

Außerdem erfährst du so, was deinem/r GesprächspartnerIn wichtig ist und wo du ansetzen kannst. Onkel Franz ist so sparsam, dass er fast schon geizig ist? Dann konzentrier dich bei ihm auf die Bereiche, wo mit Umweltschutz mit Geld gespart werden kann. Und Oma ist streng gläubige Christin? Dann könnte sie ja vielleicht interessieren, wie Menschen in armen Ländern, die ja eh schon alles einstecken müssen, die ersten sind, die die Auswirkungen zu spüren bekommen, während sie am wenigsten verantwortlich sind.

Wissenschaft Rules

Du haust gern mit neuen Fakten über den Klimawandel um dich? Eigentlich willst du ja nur darauf aufmerksam machen, wie ernst die Sache ist und wie schlimm es mit uns steht. Die Reaktionen sind jedoch meist Gegenargumente, die die Realität anscheinend immer wieder wiederlegen können. Das könnte daran liegen, dass sich dein Gegenüber im Zustand der kognitiven Dissonanz befindet, ein Spannungszustand, der auftritt, wenn wir gegensätzlichen Kognitionen (Wahrnehmungen der Realität) gegenüberstehen. Wenn wir auf etwas stoßen, das nicht im Einklang mit unseren Einstellungen oder unserem Verhalten ist, suchen wir nach Strategien, diese zu rechtfertigen, um unseren Selbstwert nicht gleich komplett über Bord werfen zu müssen. So geben wir zum Beispiel einfach anderen die Schuld oder sagen uns, Nachhaltigkeit und Klimaschutz interessiere uns eigentlich gar nicht und sei überhaupt gar nicht so wichtig.

Die Fakten zu kennen, ist wichtig, doch Studien haben gezeigt, dass die Konfrontation mit Fakten über schreckliche Ereignisse Angst auslösen kann, wenn wir nicht wissen, was wir konkret unternehmen können, um die angstauslösende Situation zu beseitigen. Der Flight-Modus wird aktiviert, und die Ladentür wird geschlossen. Das war’s dann wohl mit unserer noblen Mission, Tante Frieda umzustimmen. Versuch also auch konkrete Handllungsmöglichkeiten parat zu haben (fight!), wie z.B. der bewusste Umgang mit Energie schon einen großen Beitrag leisten kann (und auch noch Geld sparen, gell, Franz?) oder erzähl, wo du regional einkaufen gehst, um Transportwege von Lebensmitteln zu vermeiden.

Positive Vibes

Klar, der Klimawandel und seine Folgen sind nicht unbedingt ein spaßiges Thema. Aber wie gesagt, uns nur mit Negativem zu beschäftigen, bringt uns auch nicht weiter. Es passiert schon so viel Gutes, und was Gutes für die Umwelt zu tun macht auch noch Freude. Jeder kann seinen Teil dazu beitragen, ohne zu vergessen, Spaß an der Sache zu haben. Wintersport ist insgesamt nicht die nachhaltigste Freizeitbeschäftigung, aber darauf zu verzichten für viele von uns keine Option. Niemand muss den Märtyrer spielen und alles aufgeben, was ihm wichtig ist. Es gibt viele Möglichkeiten, einen nachhaltigeren Wintersport zu betreiben, oder die eigene Muselkraft für unsere Ausflüge in die Natur zu nutzen. Und solange wir uns den Folgen unserer Handlungen bewusst sind und offen bleiben für Veränderung, sind wir auf der richtigen Spur.

Denn (um zu meiner geliebten Wissenschaft zurückzukehren): Die sogenannte Positive Psychologie konnte zeigen, dass positive Emotionen unser Bewusstsein öffnen und somit gut für Kreativität und Einfallsreichtum sind. Außerdem helfen sie uns, eine Verbindung mit unseren Mitmenschen, der Umwelt und den wichtigen Dingen des Lebens aufzubauen. Klingt doch wundervoll, oder?

Also: Spread the love, begeistere andere und schütze was du liebst.

Author: Amelie Stiefvatter