Konsumfalle Black Friday 

Warum wir unser (Online-) Shopping Verhalten ändern sollten und mögliche Alternativen

Am 24. November ist wieder Black Friday. Vor allem Onlineshops, aber auch der stationäre Einzelhandel locken dann mit hohen Rabatten und Sonderangeboten – was zu vielen unnötigen Spontankäufen führt. Wir haben uns anlässlich dessen angeschaut, worauf man beim Online-Shopping achten sollte und welche nachhaltigeren Alternativen es zum Neukauf von Kleidung, Elektronik und Co. gibt. 

Der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit ist mittlerweile in nahezu jeder Branche angekommen. Für die Umsetzung braucht es nun politische Entscheidungen, wie etwa eine höhere CO2-Bepreisung. Auf Seite der Firmen fordern wir ambitionierte Ziele und mehr Transparenz bei den Strategien, wie sie ihr Unternehmen nachhaltiger gestalten wollen. Aber auch wir Konsument:innen können noch an einigen wichtigen Schrauben drehen. Dass sich klimaschädliche Produkte oft besser verkaufen, liegt nämlich nicht nur an unserer (durch multiple Krisen verursachten) eingeschränkten Zahlungsbereitschaft, sondern auch daran, dass es uns schwerfällt, klimaschädliche Gewohnheiten loszulassen. Die Bereitschaft, persönlichen Verzicht für Nachhaltigkeit in Kauf zu nehmen hat 2023 in Österreich laut dem Sustainable Commerce Report im Vergleich zu 2021 sogar abgenommen. Mehr als ein Drittel der Befragten (37%) kann sich derzeit etwa nicht vorstellen, auf den Kauf von Fast-Fashion zu verzichten.  

Die E-Commerce-Studie 2023 zeigt außerdem, dass bereits 32% der jungen Österreicher:innen (Gen Z) Kleidung, Kosmetik und Elektrogeräte am liebsten online kaufen. Das ist unter anderem ein Grund dafür, dass 2023 der Anteil des Online-Geschäfts am Gesamthandel um 5% (im Vergleich zu 2022) gestiegen ist. Dabei kann auch der Verzicht von Online-Bestellungen der Beginn davon sein, das eigene Konsumverhalten nachhaltiger zu gestalten. 

Laptop mit POW Logo Sticker und Black Friday Rabattaktion am Bildschirm.
Der Black Friday verführt zu unnötigen Spontankäufen. Wir empfehlen genau darüber nachzudenken, ob man Dinge wirklich braucht oder nur wegen eines hohen Rabatts zuschlägt. (c) Lena Öller

Klimaschädlicher Online-Handel & das Problem mit den Retouren

Online-Shopping ist nach wie vor klimaschädlicher als der Einkauf im stationären Handel. Das liegt aber nicht am Handel und Versand an sich, sondern das größte Problem dabei sind die erschreckend vielen Retoursendungen. 38% aller Pakete, die versendet werden, gehen wieder zurück. Die Retourenquote bei Kleidung ist innerhalb des letzten Jahres von 43% sogar auf 47% gestiegen. Viele der retournierten Artikel werden in der Folge vernichtet, weil die Durchsicht und Rücknahme ins Sortiment zu aufwendig sind. Ein erster Schritt kann also sein, gut zu überlegen, ob man die bestellten Artikel wirklich braucht (Stichwort Spontankäufe am Black Friday) und ob man sich beispielsweise bei Größe und Passform wirklich sicher ist. 

Es sind nämlich vor allem die zusätzlichen Transportwege, die die Ökobilanz des Online-Handels verschlechtern. Das liegt aber wiederrum nicht nur an den Retouren. Fast ein Viertel der Zustellungen funktioniert nicht beim ersten Mal. Man kennt es: Beim Zeitpunkt der Lieferung ist man nicht zu Hause, somit kommt das Paket in eine Packstation, wo man es im schlechtesten Fall dann noch einmal mit dem Auto abholen muss. Dem kann man vorbeugen, indem man das Paket gleich in eine Packstation oder einen Paketshop der eigenen Wahl liefern lässt, wo man es zu Fuß abholen kann. 

Bei Expresslieferungen steigen die CO2-Emissionen durch oftmals nicht vollausgelastete Fahrzeuge noch weiter. Dieses Problem wird wiederum durch das verwendete Verpackungsmaterial erneut verstärkt. Dadurch, dass bei Paketen oft günstige Standardgrößen benutzt werden, entstehen Leerräume und das Lieferfahrzeug wird ineffizient genutzt. Hier liegt es an den einzelnen Unternehmen, etwas in ihrer Logistik und Versandtechnik zu verändern. Die Österreichische Post AG selbst geht bereits mit gutem Beispiel voran und setzt u.a. auf verbesserte Logistiklösungen und E-Mobilität in der Zustellung. Online-Shopping sollte aber dennoch die Ausnahme sein und dem Klima zuliebe nur in Frage kommen, wenn es an guten Alternativen vor Ort fehlt. 

Symbolbild Kartonverpackungen
Viele Retouren und zu große Verpackungen machen Online-Shopping weniger nachhaltig
als Einkaufen im stationären Handel.

Vor Ort einkaufen ist sozial nachhaltig

Wer vor Ort anstatt online einkauft, spart nämlich nicht nur Emissionen ein, sondern unterstützt zusätzlich die regionalen Geschäftstreibenden. Das ist nicht nur ökologisch, sondern auch sozial nachhaltig, denn so werden mit jedem Einkauf auch Arbeitsplätze mit direktem Kundenkontakt in der Region erhalten, bei denen faire Löhne gezahlt werden. 

Es liegt nicht immer am Angebot

Mit Blick auf Weihnachten fällt in der Statistik besonders auf, dass den höchsten Online-Anteil der Spielwarenhandel mit 39% vom Gesamtverkauf zu verbuchen hat. Also eine Branche, die zum traditionellen stationären Handel zählt und wo es meist viele stationäre Möglichkeiten zum Kauf gibt. Es folgen der Handel mit Sportartikeln, von dem 35% online abgewickelt wird, Bücher/Zeitschriften (29%) und Bekleidung (29%). Wir Kund:innen können mit unserem Kaufverhalten wichtige Signale an die Wirtschaft senden. Jeder Kassenbon ist ein Stimmzettel. 

Alternativen zum Neukauf von Produkten: 

Produkte länger nutzen 

Laut dem Forschungsunternehmen INFRAS, das 2022 für Greenpeace Österreich die Nutzungsdauer von fünf verschiedenen Produkten (Waschmaschinen, Laptops, Smartphones, Bekleidung und Möbel) untersucht hatte, zeigt sich deutlich, dass eine längere Nutzungsdauer im Sinne der Nachhaltigkeit immer für sich spricht. „Würden in Österreich alle fünf untersuchten Konsumprodukte 50 Prozent länger genutzt, würde das 1,95 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr einsparen. Das entspricht in etwa der Menge an Emissionen, die das letzte österreichische Kohlekraftwerk Mellach in drei Jahren emittiert hat.“, so das Ergebnis. Neu heißt außerdem nicht gleich besser – das gilt für allem für Elektrogeräte. Oft wird argumentiert, dass die Energieeffizienz von neuen Produkten besser ist, aber die Sprünge seien heute so gering, dass der Fußabdruck der Neuproduktion überwiege, argumentiert INFRAS. 

Reparieren statt neu kaufen

Viele Firmen unterstützen dich dabei, wenn du Fehler ausbessern oder reparieren lassen möchtest. Versuche einmal direkt beim Hersteller nachzufragen, wenn Produkte kaputt gehen oder schau dich nach lokalen Unternehmen um, die dir bei der Wiederherstellung helfen. Das kann z.B. der/die örtliche Schneider:in oder Schuster:in sein. In Städten aber auch in vielen kleineren Gemeinden gibt es mittlerweile viele Repair Cafés, wo man Dinge schnell und unkompliziert reparieren lassen kann oder einen Anleitung bekommt, es selber zu machen. Durch den Reparaturbonus werden in Österreich bis zu 50 Prozent der Reparaturkosten sogar als Förderung vom Staat übernommen.

Second Hand 

Seien es Elektrogeräte, Möbel oder Kleidung: Second Hand zu kaufen ist immer eine gute Idee. Aus zweiter Hand zu kaufen, führt nicht nur zu einer besseren Klimabilanz, sondern auch zu einer besseren Bilanz in deinem Geldbeutel. Vor allem bei Outdoor-Equipment und -Kleidung gibt es hier noch viel Potenzial. Eine recht einfach umsetzbare Idee sind private Kleidertausch-Partys unter Freund:innen. 

Den (Online-) Einkauf planen 

Wenn du dir vor dem Einkaufen einen Plan machst, was genau du wirklich brauchst, kannst du unnötige Spontankäufe gut vermeiden. Falls du online bestellst, kannst du darauf achten, mit anderen gemeinsam zu ordern, um mehrere Einzellieferungen zu vermeiden. Achte außerdem darauf, nicht per Express-Versand zu bestellen, um gering ausgelastete Lieferfahrzeuge zu vermeiden. Auch lokale Händler können Waren (z.B. Bücher) für dich bestellen. So stärkst du das Geschäft im Ort und vermeidest internationale Großzusteller.

Referenzen: 

Author: Lena Öller