#OURWAYOUT: NACHHALTIG VON “TOWN TO PEAK”

Ein Selbstversuch von Vonny, Nadja & Akiro

Ein Skitag ohne Auto? Hört sich erstmal nicht allzu schwer an, fahren hier in Innsbruck doch überall Busse bis kurz vor die Talstation. Viel zu oft kommt es vor, dass wir bequem in das eigene Auto einsteigen und einfach losfahren. Häufig reden wir darüber, dass wir das ändern wollen, finden aber doch erneut eine Ausrede, es nicht zu tun. Die Mobilitätsoffensive von POW Austria war der perfekte Anlass und für uns ein Wink mit dem Zaunpfahl. Gesagt getan, war es unser Ziel, Innsbrucks Hausberg – den Patscherkofel – so nachhaltig wie möglich zu erreichen. Klar hätten wir dafür die Öffis nutzen können, aber ganz so einfach wollten wir es uns nicht machen. Unser Ziel war es, uns so bewusst wie möglich fortzubewegen. Dabei sollte nicht nur die die Anfahrt zum Skigebiet, sondern auch unser Weg auffe auf den Berg nachhaltig und mit eigener Beinkraft bestritten werden. Daher fiel die Wahl der Fortbewegungsmittel auf das Fahrrad und Tourenski bzw. Splitboard. Wie es uns dabei erging und was wir aus diesem kleinen Selbstversuch mitnehmen, lest ihr hier.

#OURWAYOUT

Unsere Routenplanung für den Tag: Mit dem Rad zur alten Talstation des Patscherkofels. Von uns ca. 10km und 550 Höhenmeter entfernt. Von dort auf die Tourenski bzw. das Splitboard umsteigen und bis zur Bergstation des Patscherkofel aufsteigen. Vom Tal zum Berg ca. 4 km und 960 Höhenmeter.

Gespannt was der Tag bringt, starten wir auf der parallelen Seite des Kofel in Mühlau, unweit der Hungerburgbahn. Von dort geht es zunächst bei eisigem Gegenwind bergab in Richtung Stadt mit dem Gipfel des Patscherkofel bereits im Blickfeld – wenn auch noch sehr weit entfernt. Nun radeln wir eine entspannte und flache Strecke am Inn entlang. Der gut ausgebaute Fahrradweg macht es uns leicht und auch Akiro hat genug Platz, um nebenher zu laufen. Da wir bereits vor dem Berufsverkehr gestartet sind, ist die Stadt noch relativ leer. Perfekt für uns, gleicht die Route anfangs schon fast einer kleinen Sightseeing-Tour. Am Marktplatz in mitten der Stadt angekommen machen wir erst einmal eine kurze Pause, Akiro kann verschnaufen und wir checken die Routenplanung.

STADT, INDUSTRIE, WALD & STRASSE – EINE VIELSEITIGE ROUTE

Der nächste Abschnitt führt uns durch ein Industrieviertel, vorbei an alten Güterzügen Seite an Seite mit dem Bergisel Stadion und den umliegenden Bergen im Blick. Es beginnt leicht zu schneien, die Stimmung ist unverändert gut. Weiter geht’s über Stufen und eine Autobahnbrücke, langsam bergauf und merklich stadtauswärts. Zunächst noch auf geteertem Weg mit erster längerer Steigung, erreichen wir schon bald den Einstieg in den Wald. Nun fahren wir etwas länger über Forstwege und Trails. Es wird steiler, der Weg wird wurzeliger. Teilweise kommt Schnee und Eis dazu. Teilweise haben wir Mühen die Räder unter Kontrolle zu halten und müssen auch mal kurze Stücke schieben. Dennoch: Wir sind begeistert und können es kaum fassen, wie viele unterschiedliche Terrains wir bereits hinter uns haben. Wir erreichen nach einem weiteren kleineren Trail – diesmal bergab – den Lanser See. Jetzt noch ein paar weitere Meter über einen Feldweg, bis wir die Hauptstraße in Igls erreichen. Von hier geht es in ein paar steileren Straßen-Passagen weiter bis zum Parkplatz der Talstation. Grinsend, mit leicht geröteten Gesichtern und voller Euphorie steuern wir den Stellplatz für Fahrräder an. Wir haben genug Platz, hier oben ist wirklich niemand mit dem Rad angekommen.

Es fühlt sich gut an, angekommen zu sein. Aber hier ist für uns noch nicht Schluss. Immer noch motiviert machen wir uns bereit für den zweiten Teil unseres Trips. Wir schließen die Räder fest, bereiten Ski und Splitboards vor und steigen in unsere Boots. Jetzt noch kurz mit ein paar Snacks stärken und dann heißt es: Auffi geht’s!

NÄCHSTES ZIEL: DER GIPFEL DES PATSCHERKOFEL

Die Skitourenroute ist gut ausgeschildert und wir bleiben auf den entsprechenden Wegen. In einem gediegenen Tempo touren wir hoch, werden ein paarmal von etwas ambitionierten Tourengehern überholt. Wir genießen das gute Wetter und gehen es ganz langsam an. Knapp 750 Höhenmeter später sind wir oberhalb der Mittelstation angekommen. Ein Blick auf die Uhr und die tief stehende Sonne verrät uns: Hier ist Schluss. Wir haben weder Strirnlampen dabei, noch ist es erlaubt bei Pistensperre abzufahren. Also heißt es für uns: Abfellen, umziehen, anschnallen und die Abfahrt genießen. Akiro holt nochmal seine letzte Power raus und fetzt mit uns gemeinsam den Berg runter. Die Pisten sind super und der Ausblick bei der untergehenden Sonne einfach traumhaft. Wir sind etwas betrübt darüber, dass wir es nicht ganz nach oben geschafft haben. Dennoch sind wir stolz und zufrieden mit unserer heutigen Bilanz. 
Zum Glück ist Innsbruck mit einem guten Busnetz ausgestattet und bietet außerdem Fahrradträger, die es uns erlauben, die Bikes ganz easy zurück zu transportieren. Nach Hause ging es also per Bus. Denn nicht nur Akiro ist k.o., auch unsere Beine werden langsam müde. Ganz entspannt hängen wir die Räder ein und machen uns glücklich und zufrieden auf den Weg zurück nach Hause.

UNSER FAZIT DES TAGES

Uns ging es darum bewusste von A nach B zu kommen und darum, unser eigenes Mobilitätsverhalten zu hinterfragen. Denn als passionierte Bergsportlerinnen haben wir natürlich den Anspruch, unseren Impact auf die Bergwelt zu reduzieren und den Klimaschutz zu unterstützen. Wir wollen unseren geliebten „Spielplatz“ nicht nur für uns selbst, sondern auch für nachfolgende Generationen erhalten. Natürlich bedeutet das ebenfalls, in anderen Bereichen des Lebens und des Sports auf Nachhaltigkeit zu achten, aber besonders um Mobilität haben wir uns bisher eben zu wenig Gedanken gemacht. Und das wollen wir ändern. 

Aus diesen genannten Gründen war der Tag für uns extrem wertvoll. Es war ein tolles Erlebnis und wir haben unsere Umgebung noch viel intensiver und dankbarer wahrgenommen als üblicherweise. Uns wurde bewusst, wie selbstverständlich wir Strecken zurücklegen und motorisiert in die Berge starten. Es war möglich, bewusst über unser Mobilitätsverhalten nachzudenken und wir haben auch nach dem Trip noch sehr viel darüber diskutiert. Wir sagen nicht, dass wir jetzt immer das Rad als Alternative nehmen, aber wir werden uns definitiv mehr Gedanken machen, wie wir unsere Touren ohne Auto planen und unseren ökologischen Fußabdruck damit noch stärker reduzieren können. 

Aber eins finden wir dabei sowieso ganz wichtig und wollen wir hier daher nochmal betonen: Jeder Schritt zählt! Egal wie klein oder groß er auch ist.

Alle Fotos (c) Yvonne Lesewa

Author: Nadja Schmidt