Verkehr in der Klimakrise

Der Sommer steht vor der Tür und damit steigt die Reiselust. Ein Blick auf die Tauern- oder Brennerautobahn wirft Fragen auf, wie die Mobilitätswende gelingen soll. POW-Autor Moritz Thomaser wirft einen kurzen Blick auf die Daten und Fakten des Verkehrs und seine Rolle in der Klimakrise, insbesondere der öffentliche Verkehr und das Fahrrad werden näher betrachtet.

Verkehr und Klimakrise

Österreich hat sich zusammen mit den anderen EU-Ländern das Ziel gesetzt, gegenüber 1990 die Treibhausgase um 95% bis zum Jahr 2050 zu reduzieren, damit der globale Temperaturanstieg auf unter zwei Grad Celsius noch begrenzt werden kann. Dafür muss auch der Verkehr weitgehend dekarbonisiert werden. Im Gegensatz zu den meisten Sektoren stiegen jedoch im Verkehr die Emissionen in den letzten Jahren an. Nach dem Bundesministerium für Klimaschutz verursachte dieser im Jahr 2021 fast 30% der Treibhausgase in Österreich (s. Abb. 1).

Abb. 1: Übersicht über die Treibhausgase in Österreich aus dem Jahr 2021 (aktuellste Daten) nach den verschiedenen Sektoren.
Eigene Darstellung. Datengrundlage: Bundesministerium für Klimaschutz

Werden die Entwicklungen in den letzten Jahrzehnten genauer betrachtet, wird schnell klar, dass ein Wandel nicht so schnell möglich ist. Wie in Abb. 2 ersichtlich ist, hat sich Österreich zu einem Autoland entwickelt. Der Anteil von ökologisch nachhaltigen Antrieben aller zugelassenen PKWs beschränkt sich zudem bislang auf nur sehr wenige Prozent. Sofern kein Wunder geschieht, wird die Technik alleine die Treibhausgase aus dem Verkehr nicht verdrängen können. 

Abb. 2: Übersicht über die Entwicklung der PKWs gesamt (sekundäre Achse) und deren Antriebe in Österreich (primär Achse) von 1960 bis 2022.
Eigene Darstellung. Datengrundlage: Statistik Austria

Wenngleich diese Tatsache einige Spitzenpolitiker:innen nicht einsehen mögen, die Expertinnen und Experten des zuständigen Ministeriums für Klima und Verkehr sind sich diesem Problem sehr wohl bewusst. So wird im „Mobilitätsmasterplan 2030“ festgehalten, dass sich die zurückgelegten Wege im Auto von noch 60% im Jahr 2018 bis zum Jahr 2040 um mehr als 20% verringern (s. Abb. 3). Gleichzeitig braucht es eine Verdoppelung des Radverkehrs, und auch die zurückgelegten Wege zu Fuß- bzw. mit dem ÖV sollten jeweils rund 1/3, gemessen an der derzeitigen Situation, mehr werden. 

Abb. 3: Übersicht über die zurückgelegten Wege nach den verschiedenen Verkehrsmitteln im Personenverkehr von 2018 und der Zielvorstellung 2040.
Eigene Darstellung. Datengrundlage: Mobilitätsmasterplan 2030

Diese Umlagerung reicht jedoch nur dann, wenn sowohl die Neuzulassungen des Personen- als auch des Güterverkehrs spätestens ab 2030 zu 100% emissionsfrei sind. Dies wiederum braucht einen weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energie in Österreich. Weiters geht die Rechnung nur auf, wenn der Bahn-/Schiffs-/Luftverkehr ab spätestens 2040 klimaneutral ist. Wären diese Voraussetzungen nicht schon schwierig genug, braucht es letzten Endes noch eine Verringerung der Mobilität ganz allgemein von 3% im Personennahverkehr. Die umweltfreundlichste Mobilität ist schließlich gar keine Mobilität.

Vielfältige Lösungen

In der Praxis versprechen aktuelle Diskussionen jedoch wenig Hoffnung, wie sich z.B. bei „Tempo 100“ zeigt. Umso wichtiger ist es, dass alles in Bewegung gesetzt wird, damit die Ziele nicht aus den Augen verschwinden. Die Maßnahmen sind vielfältig und gehen über den Verkehr selbst weit hinaus: Ausbau des ÖV, Mikro-ÖV, bessere und mehr Rad- bzw. Fußwege, mehr Bahnlinien, Tempolimits auf den Straßen, neue Technologien, eine neue Raumplanung, mehr Home-Office, Ausbau des Stromerzeugung und des Stromnetzes, an den ÖV angepasste Arbeitszeiten und Termine, Fahrradabstellanlagen an den Bahnhöfen, Park and Ride… Die Kombination zwischen aktiver Mobilität, also Radfahren und zu Fuß gehen, mit dem ÖV muss optimiert werden. Deshalb forciert das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) ein besseres Fahrradverleihsystems und einen Ausbau “der Möglichkeit zur Fahrradmitnahme (dort wo umsetzbar)” (Mobilitätsmasterplan 2030 – BMK).

Fahrradmitnahme im ÖV

Radfahren ist gemeinsam mit dem zu Fuß gehen nicht nur die energieeffizienteste, klimafreundlichste, ressourcenschonendste, gesündeste, sicherste und nachhaltigste Fortbewegungsart, sondern es wären rund 40% der PKW-Fahrten auch vermeidbar, da fünf Kilometer sehr gut mit dem Drahtesel bewältigt werden könnten. Mit dem Boom der E-Bikes, im Jahr 2022 wurden bereits gleich viele E-Bikes wie herkömmliche Fahrräder verkauft (E-Bike-Umsatz knackt Milliardenmarke), erhöht sich der Aktionsradius auf zehn Kilometer bzw. es wären bereits mehr als 60% der Fahrten problemlos mit dem Bike möglich. Um auch die restlichen 40% der Fahrten klimafreundlich gestalten zu können, müssen der öffentliche Verkehr sowie der Mikro-ÖV optimal im Rad- und Fußverkehr erreichbar sein bzw. so gut wie möglich miteinander verknüpft werden. Egal ob im Urlaub oder im Alltag, “die Verknüpfung der beiden Verkehrsträger leistet einen Beitrag zur Daseinsvorsorge und für den Klimaschutz”, wie ein in einem eigens erarbeiteten Handlungsleitfaden zum Thema Fahrrad und öffentlicher Verkehr durch die Goethe Universität Frankfurt konstatiert wird. Doch, obwohl die Lage so klar scheint, tun sich in der Planung bzw. in der Praxis einer Fahrradmitnahme mit der Bahn oftmals viele Hürden auf. Deswegen werden wir uns von POW die Regelungen genau ansehen und diese im nächsten Blogartikel in rund zwei Wochen zusammengefasst darstellen. 

Das Fahrrad wird in den nächsten Jahren eine immer wichtigere Rolle im Kampf gegen die Klimakrise einnehmen.
© Moritz Thomaser

Quellenverzeichnis 

Titelbild: © Luca Jaenichen

Author: Moritz Thomaser