Wie nachhaltig sind Österreichs Banken?

In einer groß angelegten Recherche wollte POW AT von den heimischen Banken wissen, wie es um ihre nachhaltigen Angebote steht. Die Ergebnisse fassen wir hier für euch zusammen.

Hintergrund

Anfang Oktober startete Protect Our Winters die erste weltweite Kampagne zum Thema Divestment. Worum es dabei ging, könnt ihr hier nachlesen. In Österreich lag der Fokus auf 24 heimischen Banken und deren Investitionen. Ziel war es, herauszufinden, ob die Banken im Rahmen der gängigsten Produkte für Privatkund*innen in fossile Brennstoffe investieren oder nicht. Außerdem wollten wir diese Produkte der Banken aus ökologischer Sicht vergleichbar machen. Mit einem einfachen E-Mail Tool konnte die eigene Bank aus einer Liste ausgewählt und die Geschäftsführung und Pressesprecher*innen kontaktiert werden. Es wurden primär zwei Fragen gestellt: 

  • “Bitte sagen Sie mir, wie die Investitionen Ihrer Bank angepasst wurden, um die Ziele von Paris und auch die Ziele unserer Regierung zu erreichen.” und 
  • “Können Sie bestätigen, dass Ihre Bank eine Politik verfolgt, die die Vergabe von Krediten für eine Finanzierung der neuen Gewinnung fossiler Brennstoffe verhindert?”.

Die Antworten der Banken waren großteils freundlich und bemüht und gingen darauf ein, was die Banken selbst in den letzten Jahren bereits erreicht oder aktuell in Planung haben. Aber auf die zwei Fragen ist leider nur die Bank Umweltcenter Gunskirchen direkt eingegangen. Von den Banken, die geantwortet haben, ist nur die HYPO Tirol mit folgender Aussage wirklich negativ aufgefallen:“…lassen Sie mich festhalten, dass ich es als befremdlich erachte, wenn wir Anfragen zur Nachhaltigkeit erhalten, welche auch Textstellen bestehen, die aus dem Internet/Sozialen Medien herauskopiert wurden. Sie sind nicht der erste, der mit dieser Textversion (copy and paste) auf uns zukommt. Es bleiben Seriosität und Ernsthaftigkeit auf der Strecke und hat dies letztendlich zur Folge, dass wir auf Anfragen dieser Art nicht reagieren.”

Den eigenen Kund*innen so auf legitime Fragen zu antworten, lässt an ihren Ambitionen in Sachen Klimaschutz schwer zweifeln. Die HYPO Tirol hat auch auf unsere direkte Anfrage nicht geantwortet, weshalb sich Kund*innen wirklich gut überlegen sollten, ob sie bei dieser Bank bleiben möchten. Die Texte aus dem Brief wurden übrigens von Protect Our Winters Europe auf Englisch verfasst und von uns frei übersetzt – also kein copy and paste.

Herangehensweise

Für den Vergleich der Produkte wurde ein Fragenkatalog an die gleichen 24 Österreichischen Banken geschickt. 13 davon haben geantwortet, wobei die Antworten kaum verschiedener hätten ausfallen können. Einige wenige haben die Fragen zur Gänze beantwortet, einige haben auf Ihre Nachhaltigkeitsberichte und die darin relevanten Stellen verwiesen, und einige haben lediglich auf die Website verwiesen.

Die Auswertung hat sich daher kompliziert gestaltet. Einerseits, weil die Antworten so verschieden waren, aber auch, weil die Nachhaltigkeitsberichte und Informationen auf den Webseiten sehr viel Platz für Interpretationen lassen. Auch wenn sich in den letzten Jahren bei vielen Banken einiges getan hat (zum Vergleich siehe das WWF Banken Rating 18/19), sind die meisten nach wie vor intransparent, was ihre eigenen Investitionen betrifft. Hier wäre es an der Zeit für EU-weite Richtlinien und ein Transparenzgesetz für Banken, da das der mit Abstand größte Hebel wäre, um nachhaltige Veränderungen zu erzielen.

Der Fair Finance Guide nimmt deutsche Banken unter die Lupe. Einige davon gehören aber zur gleichen Bankengruppe wie österreichische und lassen so gewisse Schlussfolgerungen zu. In Österreich hat Global2000 erst kürzlich einen Bankencheck veröffentlicht, bei dem sie allerdings weniger auf Konten und Fonds geschaut haben, dafür aber auf alles andere; die ernüchternden Ergebnisse findet ihr hier.

Ergebnisse

Nun aber zu unseren Ergebnissen, für die wir auch auf die Seite Cleanvest zurückgegriffen haben, um die von Banken angebotenen Fonds zu vergleichen. Gleich vorweg, nur weil ein Fonds die Wörter Umwelt oder Nachhaltigkeit im Namen trägt, heißt das leider noch lange nicht, dass dieser auch wirklich nachhaltig ist, wobei das natürlich auch an der Definition liegt. Mit Siegeln ausgezeichnete Fonds sind zwar besser als herkömmliche, aber deswegen trotzdem noch lange nicht frei von fossilen Brennstoffen oder CO2-neutral. Unterzeichner*innen des Montreal Carbon Pledge verpflichten sich, über den CO2-Fußabdruck ihrer Investment Portfolios Auskunft zu geben, so kann man die Nachhaltigkeit auch selbst überprüfen. Das Umweltcenter Gunskirchen (das die Infrastruktur der Raiffeisen nutzt, aber komplett unabhängig ist) ist der klare Gesamtsieger. Die Bank investiert großteils in regionale, nachhaltige Projekte und hat die nachhaltigsten Fonds im Angebot. Sie ist weit transparenter als jede andere Bank und beantwortet hilfsbereit jede Frage zu ihren Produkten.

(c)POW/Jennifer Lang

Aber auch von anderen Banken gibt es Signale in die richtige Richtung: Den nachhaltigsten Fonds, den wir bei unseren Recherchen finden konnten, bietet die Erste Bank an, das sagt aber natürlich nichts über deren weitere Produkte aus. Neben den Konten des Umweltcenter Gunskirchen ist die Bank Austria die einzige Bank mit “richtigen” Umweltkonten. Bei diesen Konten wird versprochen, dass für jeden € am Konto in nachhaltige Projekte investiert wird. Wenn man Kunde bei der Bank Austria ist und es auch bleiben möchte, ist ein Wechsel zu einem der Go Green Konten sicher eine einfache und gute Lösung. Trotzdem darf nicht vergessen werden, dass hinter der Bank Austria mit der Uni Credit Group immer noch eine der 20 größten Banken Europas steht, die definitiv keine gute Nachhaltigkeitsbilanz hat. Verbessern können sich jedenfalls alle noch, die einen mehr und andere weniger.

Fazit

Die meisten Banken haben mittlerweile umweltverträgliche oder sogar umweltfreundliche Fonds in ihrem Angebot, und manche haben sogar eigens deklarierte Umweltkonten. Diese werden auch großflächig beworben, allerdings findet man zu den konventionellen Produkten  kaum Informationen. Bei manchen Banken findet sich in allen möglichen Berichten Sätze wie: “…bis 2030 den Anteil an klimafreundlichen Produkten und Services auf mindestens 25 % zu bringen und auch die THG-Emissionen in Kundenveranlagungen um mindestens 25 % (gegenüber 2015) zu reduzieren.”.

Das hört sich im ersten Moment auch gar nicht schlecht an, wenn man aber bedenkt, dass das EU-weite Ziel eine Reduzierung der Treibhausgase um 55% bis 2030 ist, dann wird schnell klar, dass die Ziele der Banken eher unterambitioniert sind. Auch was die Investitionen in Kohle betrifft, schreiben zwar viele Banken davon, die Investitionen bis 2030 oder sogar 2025 einzustellen, beziehen sich dabei meistens allerdings ausschließlich auf Thermokohle (findet vorrangig Verwendung in Kohlekraftwerken und in der Zementindustrie), Kokskohle (wird vorrangig in der Stahlindustrie verwendet) wird aufgrund mangelnder Alternativen nicht berücksichtigt.

Auf Investitionen in Waffen, Atomkraft, Glückspiel, Berücksichtigung von Artenschutz oder Ausschluss von Kinderarbeit gehen wir hier gar nicht erst ein, weil man dazu noch schwieriger Auskünfte bekommt. Viele Banken investieren allerdings auch in diese Bereiche, wenn auch oft nur indirekt.

Nicht beantwortet wurde unsere Anfrage von: Raiffeisenbanken Steiermark, Oberösterreich und Vorarlberg, der Deniz Bank, BTV, HYPO Tirol, Niederösterreich und Burgenland, der Volksbank und den Online Banken N26 und Tomorrow Bank.

Author: Moritz Nachtschatt