HOW TO: TOUR & PROTECT
– wie du im Winter Wald und Wildtiere schützt.
Ob auf Trails im Wald, beim Klettern am Fels oder auf Ski im Tiefschnee: Unser Partnerprogramm Bergwelt Tirol – Miteinander erleben hat für jede Jahreszeit konkrete Handlungsempfehlungen, damit du deinen Tag am Berg möglichst umwelt- und klimafreundlich gestalten kannst. In diesem Artikel zeigen wir dir, wie du dich gut auf deine Tour vorbereiten kannst und dich auch im Winter der Natur gegenüber möglichst verantwortungsvoll verhältst.
Das Tourengehen mit Ski oder Splitboard erfreut sich zurzeit einer enormen Beliebtheit. Ganz nach dem Motto “Earn your turns” sind viele nun wieder in der ursprünglichsten Form des Wintersports am Berg unterwegs und steigen für die Abfahrt aus eigener Kraft auf – was einerseits sehr erfreulich ist, da dadurch weniger Ressourcen, etwa für den Liftbetrieb, verbraucht werden. Andererseits findet beim Tourengehen die Anreise oft mit dem PKW statt und auch die individuellen Aufstiegsrouten üben einen gewissen Druck auf die im Winter besonders sensible Berglandschaft und ihre Bewohner aus. Gemeinsam mit Bergwelt Tirol wollen wir in diesem Artikel zeigen, dass Skibergsteigen trotz der Entwicklung zum Massenphänomen nach wie vor sehr umweltfreundlich ausgeübt werden kann, wenn die folgenden Punkte beachtet werden.
Erst planen, dann powdern
Wie bei allen anderen Bergsportarten ist es auch beim Tourengehen bzw. Skibergsteigen essenziell, sich gut vorzubereiten, um die Risiken zu minimieren. Im Winter kommen zur passenden Ausrüstung und Tourenplanung (inklusive einem Blick auf den aktuellen Wetterbericht) noch ein paar weitere Punkte hinzu:

Vorbereitung mit Weitblick
Einer der wichtigsten ist das Wissen über die Lawinenlage. Auf lawine.at findest du die aktuellen Lawinenlageberichte für jedes österreichische Bundesland. Maßgeblich für eine gute und sichere Tour ist auch das Zeitmanagement – und zwar von Beginn an. Für Skitouren gilt die Faustregel, dass man bis spätestens um 14 Uhr am Gipfel sein soll. Da es im Winter naturgemäß früh dunkel wird, stellt man so sicher, dass 1. genug Zeit für die Abfahrt bleibt, 2. genug Zeitreseven im Fall von Komplikationen vorhanden sind und man 3. Wildtiere nicht in den sensiblen Dämmerungsphasen stört.
Unterwegs mit Rücksicht
Tourengehen ist eine sehr klimafreundliche sportliche Aktivität. Wenn die An- und Abreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln geschieht, ist der Skitag besonders emissionsarm. In unserem Guide-Book öffi Skitouren Nordtirol stellen wir dir 36 Skitouren mit öffentlichen Verkehrsmitteln vor und geben Tipps für die An- und Abreise mit Bahn und Bus. Falls du dennoch mit dem Auto unterwegs bist, dann bilde Fahrgemeinschaften, um den Verbrauch möglichst gering zu halten und achte darauf, nur ausgewiesene Parkplätze zu nutzen und keine Einfahrten oder Forstwege zu blockieren.

Generell ist es wichtig, am Berg Rücksicht auf andere zu nehmen. Begegne also sowohl anderen Wintersportler:innen als auch Jäger:innen, Landwirt:innen und Waldbesitzer:innen mit Respekt. Das heißt zum Beispiel, auf Forststraßen und Rodelbahnen vorausschauend zu fahren, denn auch dort sind oft Fußgänger:innen und Fahrzeuge unterwegs. Vermeide außerdem laute Geräusche, denn das stört Wildtiere und andere Erholungssuchende. Dass du deinen Müll nicht im Wald, sondern zuhause entsorgen sollst, sollte hoffentlich klar sein.
Was und wen wir schützen wollen
Der Berg ist nicht nur unser Naherholungsraum und Schauplatz unserer Abenteuer. Er ist auch Lebensraum für Tiere und Pflanzen – und diese sind in der kalten Jahreszeit ohnehin schon in einer Ausnahmesituation, da im Winter einerseits weniger Nahrung vorhanden ist, andererseits Bewegung im Schnee und bei kalten Temperaturen mit einem erhöhten Energieverbrauch einhergeht. Hier siehst du, wie die verschiedenen Schutzgüter vom Bergsport im freien Gelände betroffen sind – und darunter zeigen wir dir, was du tun kannst, um sie zu schützen:

reagiert auf Störungen mit energiezehrender Flucht. Wenn die Tiere von den Fütterungen vertrieben werden, kommt es zu Verbiss und Schälschäden – worunter wiederum der Schutzwald leidet. © Land Tirol

lebt den Winter über in sonnigen, steilen Gelände im Energiesparmodus. Die Tiere sind besonders empfindlich bei Störungen von oben in hohem Tempo (also z.B. Ski- und Snowboardabfahrten). Die Flucht im hohen Schnee bedeutet eine sehr große Anstrengung. © Land Tirol, Georg Strickner

überwintert oft in Schneehöhlen im Energiesparmodus und vermeidet unnötige Bewegung. Bei Störungen müssen sie jedoch davon fliegen und kehren dann zu Fuß an ihren Lebensort zurück. Jede Flucht bedeutet einen hohen Energieverbrauch und Stress. Wenn die Vögel mehrmals flüchten müssen, können die Folgen fatal sein. © Tobias Büttel

schützt oft direkt vor Lawinen, Erosion oder Steinschlag. Damit ein Wald schützen kann, muss er aber vital sein. Skikanten können Jungbäume verletzen und holzzerstörende Pilze sind oft Folge von solchen Verletzungen. © Land Tirol
Lenkung schützt Natur – Beteiligung schafft Verständnis
In einigen beliebten Skitourenregionen wird durch bewusste Skitourenlenkungen für mehr Schutz und Ruhe für Wald und Wild gesorgt. Wintersportler:innen werden auf gewisse Routen konzentriert, sodass ein flächendeckendes Befahren vermieden wird und das Wild somit einen Rückzugsort für den Winter hat. So wie es POW im Klimaschutz macht, geht Bergwelt Tirol bei der Erarbeitung von Lenkungsmaßnahmen vor. Das Programm setzt auf Dialog und Kooperation zwischen den Beteiligten. So werden die lokalen Vertreter der verschiedenen Interessensgruppen (Forst, Jagd, Alpenvereine, Bergrettung, Tourismus, Naturschutz, Grundstückseigentümer:innen) eingeladen, in Arbeitskreisen kritische Zonen zu identifizieren und gemeinsam Maßnahmen zur Verbesserung der Situation zu erarbeiten.

Schutzzonen und deren Kommunikation
In sensiblen Bereichen werden Schutzzonen definiert, welche gemieden werden sollen. Die Schutzzonen werden in Onlinekartendiensten dargestellt, sodass bereits bei der Tourenplanung darauf hingewiesen wird. Im Gelände weisen Schilder und – an besonders heiklen Zonen – Wimpelleinen auf die Schutzzonen hin. Richtungsschilder zeigen an, wie man die Zone umgehen bzw. -fahren kann. An Ausgangspunkten der Skitouren werden zusätzlich Panoramatafeln montiert, welche das Skitourengebiet inklusive empfohlener Skitourenrouten und Schutzzonen darstellen. Sie liefern einen guten Überblick über das Gebiet und über die zu vermeidenden Zonen. Die Einhaltung von Schutzzonen ist für das Wild und den Wald von großer Bedeutung. Sie stellt sicher, dass Sport im Freien naturverträglich ausgeübt werden kann.
Die Handlungsempfehlungen von unserem Partner Bergwelt Tirol für Touren im freien Gelände haben wir dir hier noch einmal zusammengefasst:
Die wichtigsten Regeln für Ski- und Snowboardtouren
- Schutzzonen beachten: Beachte ausgewiesene Wald- und Wildschutzzonen – sie sind im Gelände meist beschildert und in Onlinekarten ausgewiesen.
- Nachtaktivität: In der Dämmerung sind Wildtiere am aktivsten, in der Nacht brauchen sie Ruhe. Vermeide daher Touren zu diesen Zeiten – besonders in Waldgebieten und an Waldrändern.
- Routenwahl: Nutze empfohlene Aufstiegsrouten und meide bewachsene Zonen wie Latschen- oder Grünerlenbereiche sowie abgeblasene Rücken. Umgehe Wildtierfütterungen großräumig und beachte Lenkungspfeile.
- Wildtiere: Halte stets Abstand. Wildtiere reagieren besonders empfindlich auf plötzliche Bewegungen und schnelle Annäherung – vor allem von oben, bei deiner Abfahrt.
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