Klimaschutzmaßnahmen gefordert – Athlet:innen wenden sich in offenem Brief an FIS
Der Klimawandel macht auch vor dem Wintersport nicht halt. Nachdem die FIS mit Klimaschutzmaßnahmen auf sich warten lässt, gehen nun Athlet:innen in einer globalen Initiative in die Offensive und fordern ambitionierte Maßnahmen. Die Initiative des offenen Briefes geht auf den POW Athleten Julian Schütter zurück.
Wintersport im Klimawandel
Die FIS (Féderation Internationale de Ski) ist der internationale Skiverband und damit eine global tätige Organisation. Skifahren ist schließlich eine Weltsportart und genießt insbesondere im Alpenraum hohes Ansehen. Zur FIS gehören neben Ski Alpin auch Sportarten wie Freeride, Snowboard, Telemark, alle Nordischen Sportarten sowie einige weitere. Biathlon gehört nicht zur FIS, sondern ist in der IBU, einem eigenen Verband, organisiert. Allen im Verband der FIS zusammengefassten Sportarten gemein ist die Grundlage zur Ausübung des jeweiligen Sports, nämlich Schnee. Dieser steht allerdings unter starkem Einfluss des Klimawandels. Abgesagte Bewerbe aufgrund von Schneemangel sind mittlerweile keine Seltenheit mehr. Schmelzende Gletscher und allgemein zu warme Temperaturen erschweren das Training vor allem in der Vorbereitung auf die Wettkampfsaison.
Während sich die FIS in vielen Bereichen rühmt, eine Vorreiterrolle einzunehmen,findet man im Bereich Klimaschutz nur leere Ansagen und fragwürdige Offsetting Projekte. Konkrete Projekte – vor allem solche, die auf Emissionsreduktion abzielen – sucht man in den Programmen der FIS vergeblich. Umso überraschender und schockierender erscheint das, wenn man sich die Betroffenheit aller Sportarten vom Klimawandel vergegenwärtigt. Zwar finden sich unter den Prinzipien der FIS mit “verantwortungsvoll handeln” und “in die Zukunft schauen” vielversprechende Ansätze, doch diesen Überschriften fehlt die Substanz.
Appell an FIS zur Umsetzung ambitionierter Maßnahmen
Die FIS Athlet:innen, die in ihrem Alltag bereits mit den Auswirkungen des Klimawandels konfrontiert und sich der Rolle der Menschen bewusst sind, haben die Problematik und den Handlungsspielraum erkannt. Sie fordern die Verantwortlichen der FIS nun in einer länderübergreifenden Initiative im Rahmen eines offenen Briefes auf, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen:
- Die FIS-Vertreter:innen müssen sich verpflichten, bis 2035 oder früher für alle FIS-Aktivitäten und -Veranstaltungen Netto-Null-Emissionen zu erreichen.
- Die FIS muss eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln, wie die 50%ige Emissionsreduzierung bis 2030 erreicht werden kann, zu der sich die UN Sports for Climate Action verpflichtet hat, und diese vor dem Beginn der Saison 2024 der Öffentlichkeit vorstellen.
- Die FIS muss eine Nachhaltigkeitsabteilung einrichten, die sicherstellt, dass Nachhaltigkeit ein Schlüsselaspekt aller Governance-Prozesse und Operationen wird, die von einer unabhängigen Organisation kontrolliert und zertifiziert werden müssen.
- Vollständige Transparenz ist erforderlich, um die Rolle der FIS als dringend benötigte Vorreiterin zu untermauern.
Im an die FIS adressierten offenen Brief finden sich auch Vorschläge zur praktischen Umsetzung. So argumentieren die Athlet:innen für eine Anpassung der Wettkampfsaison hin zu einem späteren Saisonstart und einen geographisch sinnvollen Wettkampfkalender, sodass möglichst viele Flugkilometer zwischen den einzelnen Austragungsorten vermieden werden können. Weitere Vorschläge beziehen sich u.a. auf die Miteinbeziehung der nationalen Verbände, die Austragung von Events, politische Aktionen und Bildungsprogramme für alle Beteiligten.
Wer steckt dahinter?
Die Initiative für den offenen Brief ging vom österreichischen Shooting Star Julian Schütter aus. Der gebürtige Schladminger ist bekennender Klimaaktivist und Mitglied der POW Athlete Alliance. Mittlerweile finden sich unter den unterzeichnenden Athlet:innen einige namhafte Größen des Sports, darunter US-Ski-Star Mikaela Shiffrin, der Norweger Aleksander Aamodt Kilde, Travis Ganong (USA), zuletzt in der Abfahrt von Kitzbühel am Podest, Langlauf-Olympiasiegerin Jessie Diggins (USA), sowie die Freeride Weltmeister:innen Arianna Tricomi (ITA) und Xavier de le Rue (FRA). Auch die beiden Italienerinnen Marta Bassino und Federica Brignone, die sich bei der aktuell laufenden WM der Alpinen zu Weltmeister:innen kürten, tragen die Forderungen an die FIS mit. Da er weiterhin zur Unterschrift geöffnet ist, werden noch viele weitere erwartet.
“Skifahren macht mir so viel Spaß, dass ich auch in 40 Jahren noch im Tiefschnee wedeln will. Leider steht mir dabei aber der Klimawandel im Weg. Mit dieser Aktion nutze ich meinen Handlungsradius, meinen Einfluss als Skirennläufer. Dabei hoffe ich, auch andere zu inspirieren, den Einfluss auf ihr Umfeld zu nutzen, egal wo oder wie groß ihr Radius ist.”
Julian Schütter, Skirennläufer und Initiator der Aktion
Wie geht es weiter?
Der Brief wurde am 12. Februar in Courchevel im Rahmen einer Pressekonferenz an die Verantwortlichen der FIS übergeben. Die bisherigen Stellungnahme der FIS bzw. des FIS-Präsidenten sind enttäuschend. Die Athlet:innen werden die Tätigkeiten der FIS genau verfolgen und auf die Umsetzung der Maßnahmen pochen. Um den Druck auf die FIS zu erhöhen und die Forderungen der Athlet:innen nach umfassenden Klimaschutzmaßnahmen auch der breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen, sind Medienberichte über die Initiative von großer Bedeutung.
FIS Athlet:innen können den offenen Brief nach wie vor auf dieser Website unterzeichnen. Dort ist auch die finale Version für die Öffentlichkeit einsehbar.