Unsere Fragen zu den NR Wahlen 2024
Nach unseren Umfragen zur EU Wahl hier nun Teil 2 zu den Nationalratswahlen. Wenn man sich nicht gerne mit Politik auseinandersetzt, ist es nicht einfach zu wissen, wen man wählen soll. Die gleiche Partei, die bereits die Eltern und Großeltern gewählt haben, die, die am lautesten schreien oder die mit den besten Inhalten? Aber wer hat die besten Inhalte und wie kann man den Politiker:innen überhaupt trauen? Wir haben zusammen mit unserer Science Alliance Fragen ausgearbeitet und die Parteien gefragt, wie sie zu bestimmten Themen stehen. Wir haben bewusst nur relevante Fragen zur Berg Gemeinschaft gestellt, da diese sonst weniger abgefragt werden. Für allgemeine Fragen wie Bodenversiegelung und Co möchten wir euch auf die Fragen des WWF oder klimawahlen.at verweisen.
Die 8 Fragen zu den Nationalratswahlen ergingen an alle Parteien. Im Gegensatz zu den Fragen zur EU Wahl haben zu unserer Freude alle Parteien geantwortet. Hier also die vollen unbewerteten Fragen samt der vollen Antworten der Parteien:
1. Verkehr trägt nicht nur mit Abstand am meisten zum CO2-Abdruck eines Skigebiets bei (ca. 60 %), sondern ist europaweit die zweitgrößte Quelle für die Emission von Treibhausgasen (mehr als 25 %). Verbesserungen und Erleichterungen im grenzüberschreitenden Bahnverkehr bei gleichzeitiger Beendigung der steuerlichen Bevorzugung des Flugverkehrs sind dringend notwendige Maßnahmen für die Mobilitätswende.
Setzen Sie sich für gezielte Maßnahmen zur Erleichterung und Vergünstigung des europäischen Bahnverkehrs ein, bei gleichzeitiger Aufhebung der steuerlichen Bevorzugung des Flugverkehrs?
ÖVP: JEIN
Effiziente Photovoltaikanlagen spielen für eine nachhaltige Energieversorgung eine entscheidende Rolle. Beim weiteren raschen und kosteneffektiven Ausbau der Erneuerbaren setzen wir auf eine moderne und zielgerichtete Förder- und Anreizlandschaft und die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren. Für Skigebiete werden wir sämtliche relevante Aspekte und mögliche Auswirkungen sorgfältig analysieren. Es ist uns ein Anliegen, effiziente und nachhaltige Lösungen in der Energiegewinnung zu fördern und dabei die Interessen aller Beteiligten angemessen zu berücksichtigen.
Die Grünen: JA
Als Grüne in der Regierung haben wir nicht nur ein ambitioniertes EU-Ziel in der RED III erreicht, sondern vernetzen uns auch mit jenen Mitgliedstaaten, die die Erneuerbaren Energien weiterhin beschleunigt ausbauen wollen. Österreich ist ein Vorreiter beim Ausbau der Erneuerbaren in Europa, und darauf sind wir stolz. Denn diesen Weg gehen wir nicht ohne Widerstand und andere Mitgliedstaaten kämpfen nach wie vor für ihre fossilen Energiekonzerne. Dagegen werden wir auch in der Zukunft auftreten. Die RED III ist ist ein wichtiger Rechtsakt zur Beschleunigung des Ausbaus der erneuerbaren Energien in Europa, um uns unabhängiger von fossilen Importen zu machen und um die damit einhergehenden Erpressbarkeiten von Drittstaaten zu beenden. Um Energiewendeprojekte rascher umsetzen zu können, sieht die RED III die Ausweisung von Beschleunigungsgebieten vor, in denen die Umwelt- und Artenschutzprüfung nicht erst auf Projektebene, sondern schon vorausgehend ein umfangreiches Screening im Rahmen einer Strategischen Umweltprüfung (SUP) für das gesamte Gebiet vorgenommen wird. Selbstredend erachten wir eine hohe Qualität der SUP zur Sicherstellung des Naturschutzes als unerlässlich. Wenn dann innerhalb eines Beschleunigungsgebiets ein konkretes Projekt vorgeschlagen wird, profitiert es von verkürzten Genehmigungsprozessen. Dadurch, dass die Gebiete gut geprüft werden müssen und nur geeignete Zonen ausgewiesen werden, wird die intakte Natur weiterhin geschützt. Einzelne Projekte wie etwa Wind- oder Sonnenkraftwerke, die wichtig für die Erreichung der Klimaziele und Bewältigung des Klimawandels sind, können aber schneller umgesetzt werden. Insbesondere bereits erschlossene und bebaute Gebiete wie Skigebiete eignen sich als Standorte für Erneuerbare Energien. Hier kann auch insbesondere der Landschaftsbildschutz als Einwand nicht gelten, da diese Berggebiete bereits durch Seilbahnen stark verbaut und verändert wurden.
SPÖ: JA
Eine ungehemmte, kaum koordinierte Inanspruchnahme großer Freiflächen sehen wir kritisch. Anlagen sollten bestenfalls auf Flächen errichtet werden, die im Nahbereich von bereits verbauten Bereichen mit vorhandener Infrastruktur liegen
FPÖ: NEIN
Wir sind grundsätzlich für eine Beschleunigung der Verfahren zur Genehmigung erneuerbarer Energieträger. Der Ausbau insbesondere von PV-Anlagen und Windkraftanlagen hat aber jedenfalls unter Einbindung der Bevölkerung sowie im Einklang mit insbesondere dem Natur- und Landschaftsschutz zu erfolgen
NEOS:
Der Ausbau der Erneuerbaren muss deutlich beschleunigt werden, weswegen wir das Konzept der Beschleunigungsgebiete für erneuerbare Energie unterstützen. Die RED III hält ebenso fest, dass Gebiete auszuwählen sind, in denen die Nutzung einer bestimmten Art erneuerbarer Energie voraussichtlich keine erheblichen Umweltauswirkungen hat und künstliche und versiegelte Flächen vorrangig auszuwählen sind.
KPÖ: JA
Der massive Ausbau erneuerbarer Energie ist uns ein zentrales Anliegen. Das darf aber nicht dem freien Markt überlassen werden. Der Ausbau von erneuerbaren Energien muss im öffentlichen Eigentum, insbesondere der Kommunen geschehen, damit es nicht profitorientierte Investoren, sondern die Menschen sind, die davon profitieren und ein direktes Interesse an ihrer Energieversorgung haben.
6. Die Alpen sind das touristisch am besten erschlossene Gebirge der Welt. Im gesamten Alpenraum gibt es fast 11.000 Lifte und Seilbahnen sowie Skipisten mit einer Gesamtlänge von fast 30.000 km. Auch die Zahl der Hotels und deren Kapazitäten sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen (PAN 2024).
Sind sie für das Festlegen von fixen Ausbaugrenzen und den Stopp von Skigebietserweiterungen und -zusammenlegungen?
Erweiterung = neue Lifte/Pisten innerhalb eines bestehenden Skigebiets
Zusammenschluss = zwei bestehende Skigebieten werden durch die Errichtung neuer Lifte/Pisten verbunden (vgl. Gletscher-Ehe Pitztal-Ötztal)
ÖVP: NEIN
Die Beurteilungen hängen von regionalen Gegebenheiten im jeweiligen Skigebiet ab. Starre Grenzwerte würden praktische Probleme (z.B. Vergabe der Kontingente) und unsachliche Einzelfallbeurteilungen mit sich bringen. Vielmehr bedarf es klarer Kriterien, die hohe Umweltstandards sicherstellen und durch behördliche Verfahren gewährleistet werden (z.B. Umweltverträglichkeitsverfahren).
Die Grünen: JA
Wir Grüne sind – auch in Landes-Regierungsverantwortung – stets für fixe Ausbaugrenzen im Sinn einer wirksamen Alpinen Raumordnung und für einen Stopp weiterer Skigebietszusammenschlüsse eingetreten und tun dies auch weiterhin. Erweiterungen wären in diesem Sinn ebenfalls nur mehr innerhalb dieser fixen Endausbaugrenzen zulässig, die aus Grüner Sicht aufgrund der bereits vorhandenen Erschließungsdichte jedenfalls sehr eng zu ziehen sind.
SPÖ: JA
Die Alpen sind ein hochsensibler Bereich. Hier sind weitere Ausbauten nicht sinnvoll. Anzustreben ist hier ein hochwertiger, nachhaltiger Tourismus.
FPÖ: NEIN
Hier sollte immer auf den Einzelfall abgestellt und jedes Projekt einer individuellen Prüfung unterzogen werden. Generelle Verbote sind aus unserer Sicht nicht zielführend.
NEOS: JA
NEOS setzt sich für eine bundesweite Raumordnungsplanung ein, die eine ausgewogene und umweltverträgliche Entwicklung der Skigebiete ermöglicht. Wir plädieren für eine transparente Entscheidungsfindung, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert und alle Stakeholder einbezieht. Dabei sollten auch neue Reisegewohnheiten und der Wandel im Tourismussektor berücksichtigt werden, um eine zukunftsfähige Tourismuswirtschaft zu fördern. Bei Erweiterungen bzw. Zusammenlegung von Skigebieten sollten weniger allgemeine Verbote als eine ausgewogener Ausgleich von ökologischen und lokalen Interessen gesucht werden.
Anmerkung: das JA bezieht sich auf unsere Forderung nach bundesweite Raumordnungsplanung mit Grenzen – und nicht auf einen allgemeinen Stopp von Skigebietserweiterungen.
KPÖ: JA
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7. Die Temperaturen im Alpenraum steigen mit durchschnittlich 2° Celsius fast doppelt so schnell wie im globalen Mittel. Das hat auch Auswirkungen auf den Skitourismus in Österreich, denn der Klimawandel verringert die natürliche Schneesicherheit und verschlechtert die Rahmenbedingungen für die technische Beschneiung.
Wollen Sie die Auswirkungen des Klimawandels auf die Schneesicherheit bei der Bewilligung von neuen Projekten in Skigebieten berücksichtigen?
ÖVP: JEIN
Hierbei muss Im Vorfeld eruiert werden, ob sich klimabedingte Änderungen auf regionale Gegebenheiten auswirken. Sofern dies der Fall ist, können diese bereits in behördliche Entscheidungen einfließen.
Die Grünen: JA
Neue Projekte in Skigebieten sind vor dem Hintergrund der in den Alpen besonders ausgeprägten Veränderungen oft gar nicht mehr zielführend. Wo überhaupt noch sinnvoll müssen die Auswirkungen der Klimakrise von Schneesicherheit und Beschneiungsaufwand bis hin zur Destabilisierung des Permafrosts in Hochlagen jedenfalls mit Priorität in die entsprechenden Bewilligungsverfahren einfließen.
SPÖ: JA
Die Verträglichkeit neuer Skigebiete mit den Bedürfnissen der Natur muss unbedingt geprüft werden. Naturschutz ist in diesem Fall auch der Schutz der Skigebiete und der wirtschaftlichen Zukunft der Regionen.
FPÖ: NEIN
Vor dem Hintergrund klimatischer Veränderungen im Alpenraum werden Projektwerber die Verschiebung von Rahmenbedingungen in ihren Kalkulationen berücksichtigen müssen. Innovation und Technik sind die Schlüssel zur Wirtschaftlichkeit. Einen ideologisch motivierten Entwicklungsstopp des ländlichen Raums in Genehmigungsverfahren lehnen wir jedoch ab.
NEOS: NEIN
NEOS setzt sich für eine bundesweite Raumordnungsplanung ein, die eine ausgewogene und umweltverträgliche Entwicklung der Skigebiete ermöglicht. Die Bewilligung von neuen Projekten in Skigebieten unterliegt umfangreichen gesetzlichen Vorgaben, bei denen ökologische Aspekte zu berücksichtigen sind. Bei der Erschließung von neuen Projekten in Skigebieten handelt es sich um große Investitionen, bei denen die immer stärker spürbaren Auswirkungen des Klimawandels darüber hinaus in betriebswirtschaftlichen Überlegungen abgebildet sind. Das erachten wir zum derzeitigen Stand für ausreichend.
KPÖ: JA
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8. Durch den Klimawandel wird die Skisaison immer kürzer, dh. die Zahl der Skitage, an denen Skigebiete geöffnet haben, nimmt im Durschnitt ab. Da die Liftanlangen inkl. dazugehöriger Infrastruktur aber bereits bestehen, liegt es nahe, diese auch außerhalb der Wintersaison zu nutzen. Dadurch könnte auch die Abhängigkeit vom Wintertourismus alleine verringert werden.
Um Ganzjahrestourismus zu fördern ist es jedoch notwendig für die schneelose Zeit alternative Tourismuslösungen anzudenken. Der Mountainbike-Sport gewinnt in seiner touristischen Ausprägung immer mehr an Bedeutung. Eine moderne Mountainbike-Infrastruktur resultiert aus einem Gesamtbild von Touren-Angebot und von abfahrtsorientierteren Varianten auf legal befahrbaren gut gewarteten und beschilderten Trails in verschiedenen Schwierigkeitsstufen (Oberösterreich Tourismus 2022).
Befürworten Sie die ganzjährige Nutzung der Liftanlangen und Skigebietsinfrastruktur, z.B. für andere Sportarten wie Mountainbiken und die Verbesserung der rechtlichen Lage rund um „Shared Trails“ z.B. nach dem Vorbild der Schweiz oder des Winerwalds?
ÖVP: JA
Die Stärkung des Ganzjahrestourismus zählt zu den zentralen Zielen des „Plan T – Masterplan für Tourismus“. Mit der Mountainbikestrategie des Bundes verfolgen wir genau dieses Ziel und möchten den Radtourismus weiter stärken und gleichzeitig Angebotssicherheit für Regionen schaffen. Die Radkampagnen der Österreich Werbung, die 2023 auch den Trend des Gravelbiking aufgegriffen haben, tragen zur weiteren Popularisierung bei.
Die Grünen: JA
Ganzjahrestourismus statt einsaisonaler Extreme ist ein wichtiger Teil einer touristischen Qualitätsstrategie und Teil einer guten tourismuspolitischen Antwort auf die Herausforderungen der Klimakrise. Wo das Terrain dafür geeignet ist und soweit Konflikte mit übergeordneten Naturschutzinteressen oder regional ebenfalls intensiver Wandernutzung ausgeschlossen sind oder gelöst werden können, spricht grundsätzlich nichts gegen ganzjährige Nutzung von Skigebiets-Infrastruktur. Die Grünen haben sich im Sinne der Freizeitsportler:innen bereits in Oppositionszeiten für ein Überdenken der Haftungsregeln und für die Freigabe der Forststraßen für das Radfahren im naturschutzfachlich möglichen Rahmen eingesetzt. Die Bundesregierung hat in diesem Sinn auf Initiative des Grünen Sportministers die Ausarbeitung einer Mountainbikestrategie gestartet, die im Ergebnis zu möglichst „Schweizer Verhältnissen“ auch in Österreichs Bundesländern führen soll.
SPÖ: JEIN
Pauschal lässt sich diese Frage nicht beantworten. Es hängt von den Gegebenheiten der einzelnen Skigebiete ab. Aber auch hier ist der Schutz der Natur oberstes Gebot.
FPÖ: JA
Die FPÖ befürwortet die ganzjährige Nutzung von Liftanlagen und der dazugehörigen Infrastruktur, um die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Regionen zu erhöhen. Wir plädieren dafür, dass alle Maßnahmen sozial und wirtschaftlich verträglich sind und das Eigentum- und Nutzungsrecht der Waldbesitzer und Pächter geachtet wird. Die Nutzung dieser Anlagen für Aktivitäten wie Mountainbiken ist eine nachhaltige Möglichkeit, die Attraktivität der Tourismusgebiete auch in der schneelosen Zeit zu steigern. Die rechtliche Lage rund um „Shared Trails“ sollte verbessert werden, um sichere Bedingungen für alle Beteiligten zu schaffen. Modelle wie in der Schweiz oder im Wienerwald könnten hier Vorbilder sein. Die FPÖ setzt auf eine pragmatische und umsetzbare Herangehensweise. Wir befürworten Investitionen in notwendige Infrastrukturen und die Förderung entsprechender Projekte, um die Regionen zu stärken und die Umweltauswirkungen zu minimieren. Es ist wichtig, dass die Maßnahmen wirtschaftlich tragbar und nachhaltig sind, ohne bestehende Strukturen übermäßig zu belasten.
NEOS: JA
Ja, selbstverständlich soll eine ganz jährliche Nutzung von Liftanlagen möglich sein. Zahlreiche Gemeinde haben dadurch ihr Angebot sehr erfolgreich auf das ganze Jahr ausgedehnt. Hierbei müssen lokale, ökologische Besonderheiten, die einer ganzjährigen Nutzung im Wegen stehen könnten, natürlich berücksichtigt werden.
KPÖ: JA
Ein sanfter Ganzjahrestourismus ist aus unserer Sicht zu befürworten. Auch für das Mountainbiken, sofern mit den Interessen des Naturschutzes vereinbar, sollen dafür vermehrt Möglichkeiten geschaffen werden.
9. Mit einer Wertschöpfung von 6.7 Mrd. Euro ist der Wintertoursimus essentiell für Österreich (WKO 2022). Doch durch den Klimawandel, mit erhöhten Temperaturen und höheren Schneefallgrenzen, steht dieser an der Kippe. Österreich hat sich mit dem Plan T ehrgeizige Ziele für die Tourismusentwicklung gesetzt und will weltweit Vorreiter im nachhaltigen Tourismus werden. Neben der Schaffung der dafür notwendigen Rahmenbedingungen sind hierfür vor allem Kapazitäten und Ressourcen in den Tourismusverbänden und -destinationen notwendig.
Unterstützen Sie die Transformation des österreichischen Tourismus hin zur weltweit führenden „green destination“ über Absichtserklärungen hinaus, etwa in der Schaffung notwendiger Rahmenbedingungen (gesetzliche Vorgaben + finanzielle Unterstützung) für Nachhaltigkeitskoordinator:innen auf Tourismusverbands/-destinationsebene (nach dem Vorbild Tirol – und darüber hinausgehend)?
ÖVP: JA
Mit dem „Plan T – Masterplan für Tourismus“ setzt die österreichische Tourismuspolitik bereits seit mehreren Jahren auf Nachhaltigkeit in allen drei Dimensionen. Dieser Ansatz soll das Erfolgsrezept auch für die kommenden Jahre bleiben. Im Bereich der Mobilität bedeutet dies etwa, Strukturen für nachhaltige Mobilität auszubauen und den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Internationale Studien belegen zwar, dass der österreichische Wintertourismus sehr gut auf bevorstehende Veränderungen vorbereitet ist. Dennoch ist es wichtig, sich verantwortungsbewusst mit Nachhaltigkeitszielen zu befassen. Gerade die Vernetzung und den Wissenstransfer rund um Nachhaltigkeit gilt es dementsprechend auf allem Ebenen zu unterstützen. Hierbei soll etwa auch das Österreichischen Umweltzeichens für Tourismusdestinationen einen Beitrag leisten, das bislang wurde dies an drei Skiregionen vergeben wurde.
Die Grünen: JA
Die Grünen unterstützen die Forderung nach Nachhaltigkeitskoordinator:innen auf regionaler Verbands-/Destinationsebene, die seit längerem von mehreren NGOs und Stakeholdern vertreten wird. Jemand, der sich vor Ort kümmert, ist wichtig, damit Dinge auf den Boden kommen.
SPÖ: JA
Gerade weil Wintertourismus für die österreichische Wirtschaft ein wichtiger Faktor ist, sollte alles für einen nachhaltigen und umsichtigen Umgang mit der Natur, die diesen Wintertourismus ja erst ermöglicht, getan werden.
FPÖ: NEIN
Die heimischen Tourismusbetriebe müssen auf klimatische Änderungen entsprechend reagieren und die notwendigen Anpassungen vornehmen. Gesetzliche Vorschriften und Vorgaben in diesem Zusammenhang können jedoch unter Umständen einen unverhältnismäßigen Eingriff in die Entscheidungs- und Gestaltungsautonomie der einzelnen Unternehmer darstellen.
NEOS: JA
NEOS unterstützen die Transformation des österreichischen Tourismus hin zu einer weltweit führenden „green destination“. Wir sind davon überzeugt, dass der Wintertourismus in Österreich nur dann eine nachhaltige Zukunft haben wird, wenn wir jetzt entschlossen handeln und den Übergang zu einem umweltfreundlichen und klimaresistenten Tourismusmodell vorantreiben. NEOS fordern schon lang, dass die Mittel aus der gewerblichen Tourismusförderung gezielt eingesetzt werden, um Projekte zu fördern, die einen echten Beitrag zur Weiterentwicklung und Anpassung des Tourismus an die Herausforderungen des Klimawandels leisten. Unser Ziel ist es, Österreich als Vorreiter im nachhaltigen Tourismus zu positionieren und damit langfristig die Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität des Standorts zu sichern.
KPÖ: JA
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10. Mobilität spielt im Tourismus eine zentrale Rolle – auch als eine der größten Quellen von Emissionen und als bedeutende Beeinträchtigung der Lebensqualität in vielen Tourismusregionen. Ein essenzieller Hebel zur Förderung einer umweltfreundlichen Anreise ist die niederschwellige Bereitstellung von ebensolchen Mobilitätsangeboten in den Tourismusdestinationen vor Ort.
Unterstützen Sie die gezielte, auch finanzielle Förderung von nachhaltigen Mobilitätsangeboten in Tourismusdestinationen (Gästekarten, Mikro-ÖV-Lösungen für die letzte Meile inkl. vereinfachter, auch internationaler Buchbarkeit und Aufnahme in den Klimaticket-Verbund)?
ÖVP: JA
Neben der Stärkung des Bahnverkehrs setzen wir im Tourismusbereich auch auf Lösungen, um den Transport zwischen dem Bahnhof und der touristischen Unterkunft zu unterstützen (sog. „Last-Mile“) sowie das öffentliche Verkehrsangebot in Tourismusregionen auszubauen (z.B. sog. Mikro-ÖV). Diese Maßnahmen sind aus unserer Sicht essenziell, um die Mobilität in Tourismusregionen gewährleisten zu können.
Die Grünen: JA
Wir teilen die Einschätzung, dass ein gutes Angebot für nachhaltige Mobilität in der Urlaubsregion entscheidend dafür ist, ob Gäste auch die An- und Abreise ohne Kfz planen. Daher halten wir Fördermechanismen wie skizziert für sinnvoll, umso mehr, wenn diese zu einem Mehrwert auch für die Bewohner:innen der Tourismusregion und die Tourismusbeschäftigten führen. Ein Vorschlag für eine bundesweite Regelung des Mikro-ÖV, der auch Grundlage für erleichterte Bundes-Förderbarkeit und Tarifintegration wäre, wurde unter unserer Verantwortung entwickelt und ist in Abstimmung mit dem Koalitionspartner.
SPÖ: JA
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FPÖ: JA
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NEOS: JA
Wir unterstützen die gezielte Förderung von nachhaltigen Mobilitätsangeboten in Tourismusdestinationen. Wir sehen die Bereitstellung von umweltfreundlichen Verkehrsmitteln und die Integration dieser Angebote in bestehende Mobilitätssysteme als wesentlichen Schritt, um den Tourismus in Österreich nachhaltig zu gestalten. Wir setzen uns dafür ein, dass Fördermittel gezielt in solche Projekte fließen, die den ökologischen Fußabdruck des Tourismus verringern und Österreich als „green destination“ stärken. Es müssen die Voraussetzungen geschaffen werden, dass sich die Nutzung des grenzüberschreitenden Verkehrsdiensten für Endkund:innen so einfach und unkompliziert gestaltet wie möglich, weswegen wir Initiativen zur Erleichterung in der internationalen Buchbarkeit begrüßen.
KPÖ: JA
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11. Der größte Anteil der Treibhausgasemissionen im Tourismus entsteht bei der An- und Abreise, hier vor allem im Flugverkehr. Eine Konzentration auf nahe gelegene Quellmärkte der Gäste könnte die touristischen Emissionen deutlich senken. Ein Verzicht auf die aktive Bewerbung der Destination Österreich in Fernquellmärkten (z.B. Asien) könnte die touristischen Emissionen verringern.
Sind Sie der Meinung, dass Österreich künftig noch aktiv in Fern-Quellmärkten beworben werden soll?
ÖVP: JA
Unser Ziel im österreichischen Tourismus ist es, verstärkt in Richtung Qualitätstourismus zu gehen, wobei die Wertschöpfung im Vordergrund steht und weniger die Nächtigungszahlen. Dies kann durch den Ausbau von qualitätsvollen Angebote wie Kulinarik und Kultur erreicht werden. Gäste aus Fernmärkten sind dabei ein wichtiger Schlüssel, da sie durchschnittlich höhere Pro-Kopf-Ausgaben haben und kultur- sowie kulinarikaffin sind. Diese Gruppen nicht anzusprechen, wäre für den Tourismusstandort Österreich kontraproduktiv. Aus diesem Grund spricht etwa auch die Österreich Werbung in den asiatischen Märkten explizit die reiseerfahrene und wertschöpfungsstarke Zielgruppe der Individualreisenden an. Wir setzen uns dafür ein als Branche nachhaltige Angebote in Österreich zu forcieren, arbeiten an smarten Mobilitätsinitiativen, um klimafreundliches Reisen auszubauen und nutzen die Innovationskraft unserer heimischen Unternehmen, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln.
Die Grünen: JA
Wir Grüne treten jedoch dafür ein, den Schwerpunkt im Tourismusmarketing deutlich zu den Nah-Quellmärkten zu verschieben. Neben dem Emissionsreduktions-Thema sprechen auch die erwiesenermaßen viel höhere Resilienz dieser Nahmärkte in Krisenzeiten und der höhere Beitrag Fernreisender zu Overtourism-Erscheinungen für eine entsprechend veränderte Schwerpunktsetzung. Bei der Österreich Werbung haben wir diese auch bereits in Gang gebracht.
SPÖ: JA
Tourismus lebt von der Internationalität und der Möglichkeiten des kulturellen Austausches. Dies sollte nicht beschnitten werden. Selbstverständlich sollte dies jedoch unter dem Aspekt eines verantwortungsvollen Umgangs geschehen. Dabei sind negative Umwelt- und Klimaauswirkungen, insbesondere im Zusammenhang mit der An- und Abreise, zu berücksichtigen.
FPÖ: JA
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NEOS: JA
Ja, auch wenn ein Großteil der Touristen in Österreich aus Europa kommt, ist wichtig, die internationale Marke des österreichischen Tourismus weiterhin zu stärken und zu bewerben. Ein ausgewogener Mix an Besuchern ist für die Diversifizierung und Stabilität des Tourismussektors von Bedeutung. Gleichzeitig sehen wir die Notwendigkeit, dass die Österreich Werbung ihre Mittel effizienter und zielgerichteter einsetzt. Es gilt, Doppelgleisigkeiten zu vermeiden und eine bessere Abstimmung mit den Werbeorganisationen der Bundesländer zu erreichen. Es muss klar nachvollziehbar sein, wie die Gelder eingesetzt werden und ob sie den eigentlichen Sinn und Zweck der Organisation erfüllen. Wir setzen uns für eine klare Struktur und Strategie ein, die sicherstellt, dass die Österreich Werbung ihre Kernaufgaben erfüllt und einen Beitrag zur Steigerung der Wertschöpfung für die österreichische Tourismus- und Freizeitwirtschaft leistet.
KPÖ: NEIN
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12. Angesichts der enormen Bedeutung des Sports im Leben vieler Österreicher:innen – mit 73 Prozent, die mindestens einmal pro Woche Sport treiben – wird deutlich, dass dieser nicht nur ein wesentlicher Bestandteil der Gesundheit und des sozialen Zusammenhalts ist, sondern auch vom Staat aktiv unterstützt wird. Diese Unterstützung spiegelt sich auch in den beträchtlichen Fördermitteln wider, die in den Sportsektor fließen. Allein im Jahr 2022 wurden etwa 19,8 Millionen Euro Bundesmittel an den Fußball und circa 5,4 Millionen Euro an den Skisport vergeben (Statista 2022). Angesichts dieser Investitionen liegt es nahe, einen verstärkten Fokus auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz als verbindliches Kriterium in den diversen Instrumenten der österreichischen Sportförderung zu verankern. Diese Maßnahme würde nicht nur die Umweltbelastung durch den Sport reduzieren, sondern auch die Möglichkeit bieten, Sportvereine als Vorreiter für nachhaltige Praktiken zu positionieren und damit eine positive Vorbildwirkung auf die Gesellschaft auszuüben.
Sind Sie bereit, einen verstärkten Fokus auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz als verbindliches Kriterium in den diversen Instrumenten der österreichischen Sportförderung zu verankern?
ÖVP: JEIN
Gesamtösterreichische Organisationen mit besonderer Aufgabenstellung im Sport, Breitensportverbände und Fachverbände haben im Rahmen der Schwerpunktsetzung schon heute in ihren Verbandskonzepten Aspekte der Nachhaltigkeit insbesondere bei der Organisation und Durchführung von Veranstaltungen sowie bei der Entwicklung und Umsetzung von Infrastrukturprojekten vorzusehen und mit Indikatoren zu hinterlegen. Ebenso ist Nachhaltigkeit einer von den zu erbringenden Must haves zur Erreichung des Good Governance Gütesiegels des BMKÖS (Förderprogramm zur Stärkung von Good Governance in den Österreichischen Sportverbänden).
Die Grünen: JA
Die Grünen haben hier substanzielle Verbesserungen in der Sportförderung bewirkt: Erstens sind Klimaschutz und Nachhaltigkeit Teil der strategischen Schwerpunkte der Förderbereiche, die gemäß §7 Abs. 4 Bundes-Sportförderungsgesetz vom Sportminister zu formulieren sind („Umfassende Berücksichtigung des Aspekts des Klima- und Umweltschutzes sowie der Nachhaltigkeit, insbesondere bei der Organisation und Durchführung von Veranstaltungen sowie bei der Entwicklung und Umsetzung von Infrastrukturprojekten“). Zweitens gibt es mit der neu geschaffenen Good Governance Förderung für mehr Verantwortung im Sport noch zusätzlich 500.000 Euro für heimische Sportverbände, die in Bereichen wie Transparenz, demokratische Prozesse, Gewaltentrennung, Gleichstellung, Antidiskriminierung, Kinder- und Gewaltschutz, Klimaschutz und Nachhaltigkeit besonders gut abschneiden. Wir sind aber selbstverständlich auch für eine weitergehende Verbindlichmachung dieser Förderziele bereit und werden dies auch in Zukunft verfolgen.
SPÖ: JA
Ja, jedoch gibt es schon ein Projekt „Klimafitte Sportstätten“ des Sportministeriums mit Sport Austria und den 3 großen österreichischen Sport-Dachverbänden gibt. Eine verbindliche Maßnahme in der Sportförderung ist jedoch abzulehnen, da z.B. Sportanlagen zumeist den Gemeinden/Städten gehören, Mobilitätskosten nicht regulierbar sind und nachhaltige (Sport-)Materialien für viele eine Preisfrage darstellen. Bewusstseinsbildende Maßnahmen gehören bereits zum Bestandteil der Sportpolitik (u.a. Fokus auf Green Events, Vermeidung von Müll, regionale Lebensmittel, etc.) und sollen weiter intensiviert werden.
FPÖ: NEIN
Wir sehen die Einführung von Nachhaltigkeits- und Klimaschutzkriterien als verbindliche Vorgaben in der Sportförderung kritisch. Sportvereine und -verbände haben die primäre Aufgabe, sportliche Aktivitäten zu fördern und ein breites Angebot für alle Altersgruppen bereitzustellen. Die Einführung zusätzlicher Nachhaltigkeits- und Klimaschutzkriterien würde die Vereine übermäßig belasten und von ihren Kernaufgaben ablenken. Die Verankerung neuer verbindlicher Kriterien würde den bürokratischen Aufwand erheblich erhöhen und könnte dazu führen, dass sich weniger Menschen ehrenamtlich engagieren, was letztendlich das Sportvereinswesen beeinträchtigt. Viele Sportvereine setzen bereits eigeninitiativ auf umweltfreundliche Praktiken und nachhaltige Projekte. Diese freiwilligen Initiativen sollten gefördert und unterstützt, anstatt durch zusätzliche Vorschriften erzwungen zu werden.
NEOS: JA
NEOS hat wiederholt gefordert, einen verstärkten Fokus auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz als schrittweise, verbindliches Kriterium in den diversen Instrumenten der österreichischen Sportförderung zu verankern. Hierbei ist selbstverständlich auf die Möglichkeiten der unterschiedlich großen Sportvereine Rücksicht zu nehmen. Dies wurde von Sportminister Kogler auch versprochen. Am Ende ist es, typisch Österreich, ein Sondertopf geworden, wo man bei Erfüllung der Kriterien extra Geld abholen kann.
KPÖ: JA
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