Werden unsere Winter tatsächlich schneeärmer? Teil 2
Schneelage im Klimawandel
Die globale räumliche Ausdehnung der Schneedecke (definiert als Tag mit einer Gesamtschneehöhe von mehr als 1 cm) spielt für den globalen Energie- und Wasserhaushalt, und somit für das Klima, eine entscheidende Rolle. Frischer, weißer Schnee reflektiert um ein Vielfaches mehr Sonneneinstrahlung als etwa bewaldete oder bebaute Flächen. Eine Reduzierung der räumlichen und zeitlichen Ausdehnung der winterlichen Schneedecke führt folglich dazu, dass weniger Energie ins Weltall reflektiert und stattdessen von der schneefreien Erdoberfläche absorbiert wird. Dies führt dann zu einem zusätzlichen Energieeintrag der zur Erwärmung der Erde und des Klimas beiträgt. Da in einem wärmeren Klima weniger fester Niederschlag, also Schnee, fällt und dieser folglich auch schneller schmilzt, wird die Schneedeckendauer weiter verkürzt. Es handelt sich hier um ein sich selbst verstärkendes System, eine positive Rückkopplung. Nachrichten über eine verspätete Bildung von arktischem Meereis als Folge eines überdurchschnittlich warmen Sommers in Sibirien, verdeutlichen nur zu klar, welches Potenzial und welche Auswirkungen diese positive Rückkoppelung hat. (For the first time, arctic sea ice has failed to refreeze by late October)
Eine geringere und kürzere Schneedecke wirkt sich jedoch nicht nur negativ auf die Möglichkeiten für den Wintertourismus aus, sondern hat auch weitreichende Folgen für den globalen und regionalen Wasserhaushalt.
Der bei uns fallende Schnee befindet sich bei den bei uns üblichen Wintertemperaturen oft nahe seinem Schmelzpunkt. So entscheiden oft nur einige wenige Grad, ob der Niederschlag in fester oder – zum Leidwesen der Wintersportler*innen – flüssiger Form fällt. Insbesondere in Höhenlagen unter 1 000 m ist ein Ansteigen des Anteils flüssigen Winterniederschlages zu vermerken. So fiel etwa in Kitzbühel, das auf 790 m Seehöhe liegt, in den letzten 30 Jahren im Winter in etwa gleich viel Regen wie Schnee. Die größte Abnahme an Schneemächtigkeit und Schneedeckendauer wurde in Österreich südlich des Alpenhauptkammes gemessen. Die bereits erwähnte Abnahme des Niederschlags in dieser Region spielt auch für die Niederschläge im Winterhalbjahr eine Rolle und beeinflusst so die Schneedeckendauer und -mächtigkeit. Eine Erklärung hierfür kann die Änderung winterlicher Wetterlagen, insbesondere eine Abnahme der Frequenz und Intensität von Südanströmungen, sein. Nördlich des Alpenhauptkammes kann kein Trend zu einer Abnahme der Niederschläge im Winterhalbjahr bestätigt, jedoch eine Zunahme von Nord/Nordwest-Wetterlagen verzeichnet werden.
Die hohen zeitlichen sowie räumlichen Unterschiede der Schneedecke werden erst in gebietsdifferenzierten Analysen wirklich deutlich. Diese Analysen zeigen auch die seit Ende der 1980er Jahre andauernde Abnahme der Schneehöhen auf. Auch wenn nördlich des Alpenhauptkammes ab etwa 1995 mehr schneereiche Winter beobachtet werden können, südlich etwa ab 2005, sind die beobachteten mittleren Schneehöhen im Vergleich zu den 1960er und 1980ern unterdurchschnittlich. Die ZAMG erklärt sich diese Trends aus der Kombination von Temperaturzunahme, und einer regionalen Niederschlagsabnahme im Zeitraum der späten 1980er und 1990er. Der Temperaturanstieg lässt es im Winter nicht nur häufiger regnen statt schneien (der Hauptgrund für die geringeren Schneehöhen), sondern den tatsächlich gefallenen Schnee auch wieder früher schmelzen, was zu einer kürzeren Schneedeckendauer führt.