Zuugle – Eine Öffi-Suchmaschine für Bergtouren

Mit der Plattform “Zuugle” bekommen klimabewusste Outdoor-Afficionados das, wonach sie sich möglicherweise schon lange sehnen: eine Suchmaschine für Bergtouren, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind.  Und das Allerbeste daran: Sie funktioniert wirklich, ungelogen! Hinter der Entwicklung steckt der Verein Bahn zum Berg.

“In die Berg’ bin i gern”, heißt es im Volksmund so schön. Nicht jede:r hat das Privileg, umgeben von Bergen zu wohnen. Für viele ist daher häufig das Auto die vermeintlich einzige Möglichkeit, zu den Tourenausgangspunkten für die alpinen Ziele zu gelangen. Die Autoan- und -abreise geht freilich zu Lasten des Klimaschutzes, der ja gewissermaßen mit dem Drang, die Natur zu erleben, Hand in Hand gehen sollte. Wer dennoch meint, ohne Auto wäre es unmöglich, sollte sich einmal mit der Tourenplattform Zuugle beschäftigen. Der Verein Bahn zum Berg betreibt schon seit einigen Jahren erfolgreich einen Blog mit Öffi-Bergtouren. (Über die Geschichte von Bahn zum Berg und die Motivation der Menschen den Blog mit Leben zu füllen, liest Du in unserem Interview mit zwei der Mitbegründer:innen.) Mit dem Release von Zuugle wurde das Öffi-Touren-Portal im Mai 2022 nun auf die nächste Ebene gehoben. Als Suchmaschine für öffentlich erreichbare Bergtouren bietet Zuugle die Möglichkeit, Bergtouren unter Berücksichtigung der Öffi-Anreise zu suchen.

Zuugle Logo – © Bahn zum Berg

Ein Meilenstein der Tourenplanung

Die Alltagsrelevanz und der Innovationsgehalt der Arbeit, die hier viele Freiwillige geleistet haben, wird sowohl durch die vielen Artikel und Beiträge über Zuugle in den österreichischen Medien, als auch durch die Förderung des Klimaschutzministeriums bewiesen. Aber warum ist diese neue Suchmaschine überhaupt so wichtig? Sie überwindet Barrieren, schon bevor ein Ausflug in die Natur überhaupt beginnt! Gerade im Freizeitsektor ist es wichtig, dass man ein barrierefreies Erlebnis hat. Wer verbringt denn die Freizeit gerne damit, sich zu ärgern? Zuugle filtert für dich viele Informationen aus dem Internet über öffentliche Anbindung und Anforderungen an Touren in unseren Bergen. Damit nimmt es auch noch nicht überzeugten Öffi-Nutzer:innen eine große Hürde, vom PKW auf Bahn oder Bus umzusteigen, oder es zumindest einmal zu versuchen! Unser Privileg sollten wir nutzen, denn zusammen mit einem in manchen Regionen dichten ÖPNV-Netz und der Unterstützung durch Zuugle liegt Österreich definitiv an der internationalen Spitze der öffentlichen Freizeitmobilität. Dennoch bleibt viel Luft nach oben sowie einige diesbezüglich offene Punkte im Regierungsprogramm (z. B. die öffentliche Erreichbarkeit aller Gemeinden im Stundentakt an 365 Tagen im Jahr, mehr findest du in dieser Blogartikelreihe zum Regierungsprogramm). Doch wie sieht es bei Zuugle selbst aus?

Die Suchmaschine am Prüfstand

Mit derzeitigem Stand findet Zuugle nach eigenen Angaben knapp über 3300 Touren im deutschsprachigen Alpenraum, die unter öffentlicher Anreise machbar sind. Für ein durchschnittliches Bergsteiger:innen-Leben reicht das wohl aus, das Potenzial ist aber immer noch groß, manche Tourenportale sind noch nicht fertig integriert. “Ein bunter Mix an Datenbanken” stellt viel Arbeitsaufwand für die klugen Köpfe hinter den Algorithmen dar. Auch die Zahl an “Heimatbahnhöfen” soll noch laufend erweitert werden, um von mehr als den bisher 33 Bahnhöfen in Österreich aus die Tourenplanung starten zu können (auch Süddeutschland ist verfügbar, Südtirol und die Schweiz sind in Vorbereitung). Wo das Tool definitiv schon ausgereift ist, sind die Filtereinstellungen. Neben der Kategorie der gewünschten Aktivität (Klettern, Bike & Hike, Skitouren, …) kann man noch nach Regionen oder Stichwörtern, sowie natürlich nach den klassischen Kriterien von alpinen Touren wie Länge oder Schwierigkeit filtern. Besonders ist vor allem das Kriterium der Anfahrtszeit, bei der konventionellen Tourenplanung tritt dieses nur äußerst selten auf.

Nach den Fakten müssen wir auch noch die Bedienung beurteilen. Beim ersten Eindruck besticht die Website mit schönen Bildern und Regions- bzw. Tourenvorschlägen. Auch die eigenständige Suche startet intuitiv über den Eingabebalken in der Mitte des Titelbildes. Im ersten Suchvorgang kann man allerdings nicht mehr Kriterien als den Heimatbahnhof und ein Stichwort zu Sportart oder Region vorgeben, weshalb eine zweite, verfeinerte Suche eigentlich immer notwendig ist. Das ist allerdings nicht so schlimm, da die Suche sehr schnell funktioniert! Zwei minimale Kritikpunkte gibt es allerdings noch: die Tourenplanung erfolgt bei einem großen Teil der Bevölkerung mittlerweile per Smartphone, nach einer eigenen Zuugle App sucht man jedoch vergeblich. Vom Smartphone aus erreicht man Zuugle ebenfalls über den Browser. Als Web-App können dennoch (nahezu) dieselben Funktionalitäten geboten werden wie bei herkömmlichen Apps. Des Weiteren hat sich die Suchfunktion über eine Karte bei anderen Tourenportalen durchwegs etabliert, diese vermisst man bei Zuugle. Wir dürfen gespannt sein, ob derartiges noch kommt. 

Welches Ergebnis bekommen wir nun geliefert? Das Suchergebnis ist eine Liste an Kacheln, die jeweils einen Überblick zu den Daten der einzelnen Touren, sowie zu den Möglichkeiten der An- und Abreise beinhaltet. Zusätzlich gibt es ein Titelbild oder einen Kartenausschnitt zu sehen. Im Seitenmenü das sich aufklappt, sobald man eine Tour auswählt, hat man die Möglichkeit, den GPX-Track der Tour herunterzuladen und über einen Link zu der Tourenbeschreibung im jeweiligen Tourenportal zu gelangen. In einem zweiten Reiter bekommt man die Informationen zur An- und Abreise grafisch schön aufbereitet und tagesaktuell nach Datum gefiltert. Obwohl man für die Rückreise immer alle Möglichkeiten ab frühestmöglichem Ende der Tour angezeigt bekommt, schlägt der Algorithmus für die Hinreise nur die “beste” Verbindung vor. Wonach diese genau ausgewählt wird, ist allerdings nicht ersichtlich – Anreise-/Zustiegsdauer, Umstiege, Uhrzeit? Meistens sind es aber eher frühe Züge, Langschläfer haben hier also einen Nachteil, da sie die Anreise meist selbst nochmals checken müssen. 

Bahnhof Gries am Brenner Bergtour
Bahnhöfe mit Aussicht, wie jener hier in Gries am Brenner, machen Lust auf die öffentliche Anreise zu Bergtouren. – © Thomas Obermair

Fazit

Wer gerne und oft in den Bergen unterwegs ist, dorthin am liebsten öffentlich anreist (oder das in Zukunft vorhat), sollte auf jeden Fall einmal die Öffi-Tourensuchmaschine Zuugle vom Verein Bahn zum Berg ausprobieren. Tourenplanung unter Berücksichtigung der Öffi-Anreise war noch nie so einfach! 

Hilfreiche Links

Author: Anna Siebenbrunner & Thomas Obermair