Den Bergsommer mit gutem Gewissen genießen – Tipps für eine respektvolle und naturverträgliche Zeit am Berg

Unseren Leidenschaften in den Bergen nachzugehen – egal ob Sommer oder Winter – bringt uns Spaß, Lebensfreude und Energie. Um diese Gefühle zu erhalten und die Orte und Aktivitäten, die uns diese bringen, langfristig zu schützen, müssen wir Verantwortung für deren nachhaltige Nutzung übernehmen. Wie wir das bei winterlichen Touren machen, könnt ihr im Bericht „How to Tour“ nachlesen. Wie wir den Bergsommer nachhaltig genießen können, lest ihr im folgenden Artikel.

Egal ob Wandern, Bergsteigen, Radfahren, Klettern oder Paragliden – die folgenden Tipps gelten für jede sommerliche Outdoor-Aktivität. Und sollten eure Abenteuer länger als ein Tagesausflug werden, könnt ihr im Bericht „How to Camp“ nachlesen wie es mit den Camping Regelungen in eurer Zielgegend ausschaut und was es dabei generell zu beachten gibt.

Die folgenden Tipps sind an die Leave No Trace-Prinzipien angelehnt. Die amerikanische Organisation Leave No Trace hat in ihren 7 Prinzipien zusammengefasst, worauf geachtet werden muss, um unsere Spuren so gering wie möglich zu halten, wenn wir uns in der Natur bewegen. In diesem Beitrag von Campz.at werden die Leave No Trace Prinzipien sehr übersichtlich und umfassend auch auf Deutsch erklärt und über Infografiken veranschaulicht. 

  • Planung und Vorbereitung – Um deine Zeit in den Bergen zu genießen und sicher wieder heimzukommen, sind Planung und Vorbereitung die wichtigsten Werkzeuge! 
    • Wo geht’s hin? Wie komme ich dorthin? Öffi-Anreise oder Mitfahrgelegenheit? 
    • Mit wem bin ich unterwegs? Ist jede:r den Anforderungen der Tour gewachsen? 
    • Wie sind die Bedingungen vor Ort? Stichwort Verpflegung und Wasser, Wegbeschaffenheit, Orientierung. Darf ich diese Wege für diese Sportart nutzen? 
    • Wie ist das Wetter? 
    • Hab ich die passende Ausrüstung für mein Vorhaben und die Bedingungen? 
    • Bin ich für Notfälle gerüstet? 
  • Beweg dich auf festem und strapazierfähigem Untergrund – Wann immer möglich, bleiben wir am Weg, um die Einflüsse auf die umgebende Natur dort zu bündeln und die sensiblen Ökosysteme zu schützen. Je höher wir den Berg hinauf kommen, desto schwieriger und harscher werden die Lebensbedingungen für Pflanzen und Tiere und desto sensibler werden diese Lebensräume für Störungen, etwa durch darüber gehen. Auch Erosion ist hier ein wichtiges und nicht zu unterschätzendes Thema. Abkürzungen, Umgehungen von Nassbereichen und daraus entstehende Verbreiterungen von Wegen reißen die Bodenkrume weiter auf als notwendig und machen diese Bereiche anfälliger für Erosion, wodurch aufwendige Weginstandhaltungsarbeiten notwendig werden. Durch natürliche Abtragungsprozesse wird immer mehr Bodenmaterial abgetragen und etwa bei Regenfällen weggeschwemmt oder rutscht ab, wodurch Wege unpassierbar oder gefährlich werden. Das alpine Wegenetz wird in Österreich fast ausschließlich durch die alpinen Vereine und die Arbeit von Freiwilligen erhalten.
    Das überlegte Suchen von Schwammerl oder Schwarzbeeren (= Blaubeeren) für den Eigenbedarf sollten die einzigen Gründe sein, kurz vom Weg abzuweichen. Bitte hier die zulässigen Mengen nicht überschreiten um auch anderen Genussspechten sowie den Waldbewohner:innen noch etwas übrig zu lassen. Bei Schwammerln liegt die zulässige Menge in Österreich pro Tag und Person bei 2kg, der Eigenbedarf von Beeren wird nicht näher definiert, doch sollte auch hier die 2kg-Grenze nicht überschritten werden.
Blockschutthalden sind äußerst sensible Lebensräume und die Pflanzen und Tiere, die dort leben, sind an die harschen und sich ständig ändernden Bedingungen angepasst. Um diese nicht zusätzlich zu belasten, ist es wichtig, wo immer ein Weg erkennbar ist, diesen auch zu nutzen. – ©Verena Gruber, Totes Gebirge, Oberösterreich
  • Nimm deinen Müll wieder mit nach Hause – Am besten wirklich jeden Müll. Die Orangenschale und die Überreste vom Apfel brauchen am Gipfel um ein Vielfaches länger als im Tal, um zu verrotten und würden ohne uns da auch nie hinkommen. Und auch wenn sich die Dohlen und andere Tiere noch so sehr drüber freuen und dabei vielleicht ein cooles Bild für Instagram rauskommt, sollten wilde Tiere nicht mit unserer Nahrung in Berührung kommen. Unsere Jause mag den Tieren zwar schmecken, gibt ihnen aber nicht die benötigten Nährstoffe und kann ihnen sogar schaden.
    Ein kleines Müllsackerl, um Müll, der am Weg oder am Gipfel gefunden wird, einzupacken, sollte immer mit im Rucksack sein. Für jegliche Toilettengänge sollte ein Mindestabstand von 50m von jeder Wasserquelle eingehalten werden. Nummer 2 wird entweder 30cm tief eingegraben und mit der ausgehobenen Erde wieder bedeckt. Falls die Umgebung dies nicht zulässt (Schneebedeckung, Gletscher, Fels), ist eine transportfähige Toiletten-Variante mitzuführen.
Auch die Hinterlassenschaften unserer tierischen Begleiter sollen sachgemäß zu Hause beseitigt werden. – © Thomas Obermair, Pitztal, Tirol
  • Erinnerungen sind die nachhaltigsten Mitbringsel – Außer Schwammerl und Schwarzbeeren in den erlaubten Mengen sollte auch nichts vom Berg mitgenommen werden. Jeder Stein, jede Pflanze und jedes Stück Holz ist Teil der sensiblen Bergökosysteme und erfüllt darin eine Rolle. Lassen wir diese Ökosysteme ungestört, können diese ihre Aufgaben und Leistungen weiterhin ausführen und unsere Nachkommenden können sich an deren Gesamtheit und Schönheit erfreuen.
    “Stoamandln” sollten nur gebaut werden, wenn diese für die Orientierung notwendig sind. Im alpinen Gelände stellen Schutthalden, Geröllpisten sowie Steinhaufen Unterschlüpfe für verschiedenste Tiere dar. Diese sind für uns oft nicht als solche offensichtlich erkennbar und können durch das Wegnehmen von Steinen, um “Stoamandln” zu bauen, beschädigt werden.
  • Sichere Lagerfeuerromantik – Unter den derzeitigen Witterungsbedingungen sollte von Lagerfeuern außerhalb dafür vorgesehener Einrichtungen (Feuerschalen, o.Ä.) abgesehen werden, um die Gefahr von Wald- und Wiesenbränden zu minimieren. Sind die Bedingungen für das Entzünden eines Lagerfeuers sicher, sollten nur fingerdicke, trockene und bereits am Boden liegende Äste gesammelt werden, um das Lagerfeuer in einer angemessenen Größe zu halten. Auf keinen Fall sollten frische Äste von lebenden Bäumen abgesägt oder abgehackt werden! Ein Lagerfeuer darf nie unbeaufsichtigt weiterbrennen und MUSS vollständig gelöscht sein, bevor man weiterzieht. Das bedeutet, die Asche muss soweit abgekühlt sein, dass sie ohne Gefahr berührt werden kann. Am besten geht das mit mehreren Kübeln Wasser und einer Schaufel. Ein Lagerfeuer sollte nicht zum Verbrennen von Müll oder benutztem Toilettenpapier genutzt werden und jegliche Spuren davon müssen beim Verlassen des Lagerfeuers beseitigt werden.
  • Respektiere wilde Tiere und Weidetiere – Die Wälder und Berge, in denen wir uns bewegen und unseren Leidenschaften nachgehen, sind das Zuhause vieler wilder Tiere. Als Gast in deren Zuhause sollten wir uns an bestimmte Regeln halten. Die Dämmerungszeit gehört den Tieren, wenn der Sonnaufgang am Berg auch noch so schön ist – die Dämmerungen sind sensible Zeiten für Wildtiere in denen wir sie nicht stören sollten. Wildruhezonen und Wildtierfütterungen sollten generell gemieden werden. Diese sind in vielen interaktiven Online-Karten ausgewiesen. Für Salzburg findet ihr diese Gebiete etwa auf der Webseite von RespekTiere deine Grenzen . Wir alle freuen uns, wenn wir am Berg ein Murmeltier oder eine Gams sehen. Am sichersten genießen wir solche Momente mit einem gewissen Abstand. Kann ich das Tier mit meinem Daumen verdecken, hat dieses genug Raum. Wenn nicht, bin ich zu nah dran und sollte mich weiter entfernen, um dem Tier die Möglichkeit zu geben, sich zurückzuziehen. Wildtiere sollten unter keinen Umständen gefüttert werden! Nicht nur ist unser Essen für Wildtiere nicht geeignet, sie bekommen dadurch meist nicht die notwendigen Nährstoffe, sie gewöhnen sich auch schnell an diese leichte Beute und fordern diese von weiteren Besucher:innen ein. Dies kann zu aggressivem Verhalten führen und muss leider immer von den Tieren gebüßt werden. Diese Maßnahmen gelten nicht nur für Bären (diese kommen uns in den Alpen eher selten unter), sondern auch für Eichhörnchen, Vögel und Murmeltiere. Die ein oder andere aussichtsreiche Gipfeljause wurde vielleicht schon von aggressiven und hungrigen Dohlen getrübt. Auch auf den Almen, die wir durchqueren, treffen wir in den Sommermonaten auf Kühe, Pferde, Schafe, Ziegen und Schweine. Hier gelten ähnliche Regeln und wir sollten den Weidetieren Raum geben, diese nicht füttern und aus gebührendem Abstand fotografieren. Sind wir mit einem Hund unterwegs, gibt es bestimmte Verhaltensregeln, die zu beachten sind – bitte informiere dich darüber, bevor du eine Weide querst! Infos gibt’s etwa auf der Webseite von RespekTiere deine Grenzen. Selbiges gilt, wenn wir durch Weiden gehen, die von Hüte- und Schutzhunden bewacht werden.
Almen und Weiden sollten zügig durchschritten werden und vorhandene Tore und Gatter wieder so zurückgelassen werden, wie sie vorgefunden wurden. Auch Weidetiere sollten nicht mit unserer Jause gefüttert werden. – © Thomas Obermair, Zirl, Tirol
  • Rücksichtsvoll gegenüber Natur, Mensch und Tier – Wie bereits im vorherigen Punkt angesprochen, sind wir auch in der Natur selten wirklich alleine. Neben den Tieren, die dort zu Hause sind, gilt es auch, die Orte per se respektvoll zu behandeln. Immer mehr Menschen genießen ihre Freizeit in der Natur und den Bergen. Damit die Tragfähigkeit der teilweise sehr sensiblen Ökosysteme dort nicht überschritten wird und wir die Orte die wir zur Entspannung und zum Erleben von Abenteuern aufsuchen nicht zerstören, in dem wir, und viele andere, sie finden, sollten die oben beschriebenen Tipps beherzigt werden. Viele Ausgangspunkte in den Bergen (Parkplätze, etc.) sind mit Hinweisen zur Besucher:innenlenkung ausgestattet, diese sollten berücksichtigt werden. Damit wir auch weiterhin die Ruhe in den Bergen genießen können, sollten unsere Erinnerungsfotos mit Bedacht mit Geo-Tags ausgestattet und geteilt werden. Je mehr Leute irgendwo raufgehen und runterfahren, desto mehr muss sich auch die Natur anpassen bzw. leidet darunter. Auch andere Naturgenießer:innen sollten wir mit Respekt begegnen. Sind wir in Gruppen unterwegs, gilt es aus Rücksicht auf Wildtiere wie auch auf andere Besucher:innen die Lautstärke in einem angemessen Ausmaß zu halten. Sind wir auf einem „shared trail“, also auf einem Weg, den sich z.B. Mountainbiker:innen und Wander:innen teilen, unterwegs, müssen wir uns mit den vorgegebenen Regeln bekannt machen, bevor wir losstarten. Diese sind meist auf Hinweistafeln an den Startpunkten ausgewiesen. 

Author: Verena Gruber