How to Tour: Fragen, die wir uns vor einer Tour stellen sollten

Touren zu gehen, egal ob mit Ski, Splitboard oder Schneeschuhen, ist in den letzten Jahren zur Trend-Sportart geworden. Die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Einschränkungen in den letzten Wintern haben ihr Übriges dazu beigetragen. Doch zum Tourengehen gehört mehr als die Ausrüstung, genügend Schnee und der Gipfel vor den Augen. Beim Aufstieg sowie bei der Abfahrt gibt es zahlreiche Faktoren zu beachten, um Spaß zu haben, Sicherheit zu garantieren und dabei unsere Einflüsse auf die Natur und deren Bewohner zu minimieren.

Eine ausführliche Tourenplanung ist die halbe Miete und kann viele potentielle Gefahren vorab minimieren. Zudem ist sie für eine naturfreundliche Gestaltung einer Tour unumgänglich.
Um also keine unbequemen Überraschungen zu erleben oder ungewollte Spuren zu hinterlassen, sollten wir uns vor jeder Tour die folgenden Fragen stellen:

  • Wetter- und Lawinenlagebericht
    • Ist die geplante Tour bei den vorherrschenden Wetter- Schnee- und Lawinenbedingungen sicher durchführbar? Wenn nicht, hab ich eine sichere und durchführbare Ersatztour in petto oder ist die sicherste Variante im Skigebiet oder zu Hause zu bleiben?
      • Ab Lawinengefahr 4 ist es ratsam in gesichertem Gelände (Skigebiet) zu bleiben, bei Lawinengefahr 5 ist ungesichertes Gelände tabu. Nehmt euch hier lieber Zeit eure Ausrüstung zu reparieren und Karten für die nächsten Touren zu studieren. Den aktuellen Lawinenreport findet ihr stets unter: http://www.lawinen.at/ oder unterhttps://lawinen.report/bulletin/latest 
      • Touren sollten erst ab einer Mindestschneehöhe von 30cm gesetztem Schnee durchgeführt werden, um nicht auf den Untergrund durchzukommen und so die darunter liegende Vegetation zu verletzen und die Ausrüstung unnötig zu beschädigen. 
    • Sind Wetterveränderungen sowie Änderungen der Lawinengefahr im Laufe des Tages vorhergesagt? Wie beeinflussen die Umgebungsbedingungen meine Tourenwahl?
  • Anreise
    • Wie reisen wir zur Tour an? Ist eine öffentliche Anreise möglich? Lest hierzu auch unseren Blogbeitrag über “Bahn zum Berg”  
  • Orientierung
    • Kenn ich die Route und Routenverhältnisse meiner Tour?
    • Hab ich offline wie online Kartenmaterial meiner Tour im Rucksack? Kann ich damit umgehen? (Zum Beispiel Fatmap, alpenvereinaktiv )
    • Regelmäßige Check-Ins (Wo sind wir gerade und wo geht es weiter?) sind während einer Tour unbedingt notwendig!
  • Ausrüstungscheck
    • Bin ich für die vorhergesagten Wetterbedingungen gerüstet?
    • Bin ich für die Routenverhältnisse meiner Tour gerüstet? Brauch ich Steigeisen, Seile, o.ä.
    • Bin ich für Notfälle gerüstet?
      • Hab ich ein vollständiges 1. Hilfe Paket dabei?
      • Hab ich genügend Möglichkeiten zum Warmhalten einer verletzten Person dabei? (Wärmepads, heißen Tee/Wasser, Reserveschichten, Biwacksack)
      • Kenn ich die alpinen Notrufe und Notsignale? (Bergrettung 140, Rettung 144, Polizei 133) 
    • Hab ich genug Verpflegung und Reservekleidung sowie die Basics für kleine Reparaturen mit?
    • Ist meine Ausrüstung funktionsfähig? Sind volle Batterien in meinem LVS-Gerät, der Airbag-Rucksack aufgeladen bzw. mit voller funktionsfähiger Kartusche ausgestattet?
Eine Abfahrt unweit der Aufstiegsspur bündelt die Einflüsse der Menschen auf ein kleineres Gebiet ©Moritz Klee
  • Crew-Check:
    • Was ist die Erwartung/ der Grund für diese Tour? Sind wir uns da alle einig? 
    • Sind alle körperlich im Stande die Tour sicher durchzuführen?
    • Bringen alle das nötige Know-How für die geplante Tour mit?
    • Weiß jeder wohin wir gehen und wo wir abfahren?
    • Sind die Positionen innerhalb der Gruppe klar kommuniziert? (Wer führt, wer ist wann Schlusslicht etc.?)
    • Wie groß ist unsere Crew? Sind wir zu viele? (Aus Sicherheits- sowie Lärmgründen)
      • Um stets alle Gruppenmitglieder im  Blick zu haben, sowie um den Lärmpegel gering zu halten, empfiehlt sich eine Gruppengröße zwischen 2 und 4 Personen. Größere Gruppen können in Kleingruppen aufgeteilt werden, hier sollten aber stets gemeinsame Treffpunkte abgesprochen werden und geprüft werden ob es aus Sicherheitsgründen, Stichwort Lawinen, sinnvoll ist.
  • Umgebungs Check:
    • Wo liegen Schutzgebiete oder Wildtierruhezonen? Dazu könnt ihr euch beispielsweise über RespektTiere deine Grenzen, den GIS-Diensten der Bundesländer, wie z.B. Sagis oder, alpenvereinsaktiv  informieren. 
    • Kommen wir bei Wildtierfütterungen vorbei? Wenn ja, wie verhalten wir uns dort
    • Wildtierfütterungen sind immer weiträumig zu umgehen bzw. zu umfahren. Diese sind für viele Wildtiere ein geschützter Rückzugsort, der als solcher respektiert werden muss!
    • Um welche Uhrzeit sind wir unterwegs? Ist dies evtl. eine sensible Zeit für Wildtiere denen wir begegnen könnten?
    • Insbesondere die Morgen- und Abendstunden sind für viele Wildtiere sensible Zeiten, um diese zu respektieren sollte von Touren durch den Wald um diese Zeiten abgesehen werden. Sonnenaufgangstouren mögen zwar schön sein, der Respekt vor Wildtieren und deren Lebenszyklen hat hier jedoch Vorrang. 
    • Sind Jungwaldabschnitte auf unserem Aufstiegs- oder Abstiegsweg? Wenn ja, wie umgehen oder umfahren wir diese? 
    • Jungwald (Bäume sind im Durchschnitt unter 3m) ist forstgesetzlich verboten zu betreten
    • Bewegen wir uns auf ausgewiesenen oder bekannten und viel begangenen Routen oder abseits davon? Wie beeinflusst dies die Natur und ihre Bewohner?
    • Wildtiere gewöhnen sich mit der Zeit an die Anwesenheit von Menschen an bestimmten Orten, z.B. ausgewiesene Tourenrouten, Variantenabfahrten und viel begangene und befahrene Touren, und meiden diese. Gehen wir weglos hinauf und fahren querfeldein ab, weil es dort noch unverspurt ist, steigt die Wahrscheinlichkeit dass wir Wildtiere stören. Deren Kreislauf ist im Winter stark heruntergefahren um Energie zu sparen. Jede Störung bedeutet für Wildtiere Gefahr vor der sie flüchten und dabei kostbare Energie verbrennen, die sie im Winter nicht übrighaben. Es muss zudem berücksichtigt werden, dass es leider oftmals nicht bei nur einer Störung bleibt und das Schneehuhn oder Reh in kurzer Zeit mehrmals vor Wintersportler flüchten muss und so seinen Kreislauf komplett überanstrengt. Dies kann im schlimmsten Fall zum Tod des Tieres durch Überanstrengung oder Verhungern führen, denn es bringt die Kraft für die Futtersuche oder einen Standortwechsel nicht mehr auf.

Viele dieser Fragen sind nicht nur vor, sondern auch während der Tour immer wieder aufs neue zu evaluieren. Insbesondere, die Wetter- und Lawinensituation kann sich schnell und kleinräumig ändern und es gilt das eigene Verhalten sowie das der Gruppe entsprechend anzupassen. Also stay safe und viel Spaß im Schnee!

Zu guter Letzt wollen wir euch noch ein paar Punkte zu Jahreszeiten unabhängiges rücksichtsvolles Verhalten am Berg und im Wald mitgeben, auf die ihr stets achten solltet:

  • Nimm deinen Müll wieder mit nach Hause
  • Für jegliche Toilettengänge sollte ein Mindestabstand von 50m von jeder Wasserquelle eingehalten werden. Nummer 2 wird entweder 30cm tief eingegraben und mit der ausgehobenen Erde wieder bedeckt, oder falls die Umgebung dies nicht zulässt (Schneebedeckung, Gletscher, Fels) ist eine transportfähige Toiletten Variante mitzuführen 
  • Wir alle lieben die Ruhe beim Tourengehen. Damit das auch so bleibt, sollte nicht jede Tour mit einem Geotag auf allen möglichen Social-Media-Kanälen geteilt werden. Je mehr Leute irgendwo raufgehen und runterfahren, desto mehr muss sich auch die Natur anpassen bzw. leidet darunter. Insbesondere bei Touren abseits ausgewiesener Routen ist das von großer Bedeutung!
  • Sind wir auf einer Mehrtages-Tour unterwegs und übernachten draußen, gilt es zusätzlich einiges zu beachten. Mehr dazu findet ihr in unserem Blog-Artikel: How to camp

Titelbild: (c)©Moritz Klee

Author: Verena Gruber