So steht POW zu Skigebietserweiterungen

Welche Position bezieht POW AT eigentlich zu Skigebietserweiterungen, wie zuletzt medial wieder heiß diskutiert wurde? Was hält POW von der Ausweitung von Schutzgebieten, um derartige Ausbaupläne zu verhindern? Und wie steht POW eigentlich zu Windrädern und PV-Anlagen in den Alpen? All das hält dieser Artikel für dich bereit.

Die Erweiterungspläne am Pitztaler Gletscher ließen medial einmal mehr die Wogen hochgehen. Die Befürworter des Ausbauprojekts wollen damit die (ski-) touristische Zukunft sichern, Gegner sehen den Schutz der Gletscher und der Biodiversität in Gefahr. Der Alpenverein, die Naturfreunde und der WWF haben ihren Standpunkt in dieser Angelegenheit bereits sehr medienwirksam kundgetan und fordern im konkreten Fall die Ausweitung des bestehenden Schutzgebiets, um den Skigebietsausbau auf diese Weise zu verhindern.

Der Zugang von POW ist bei diesem Thema ein etwas anderer. Nicht, dass POW per se gegen Gletscherschutz oder für Skigebietsausbau wäre, aber in einigen Punkten weicht unsere Ansicht ein wenig von jener der anderen Organisationen ab. Doch in der medial ohnehin heiß geführten Diskussion um Klimawandel, Klimaschutzmaßnahmen und – zuletzt besonders hitzig debattiert – “Klimakleber”, braucht es nichts weniger als Organisationen, die grundsätzlich eine große thematische Schnittmenge haben, sich aber wegen kleiner Differenzen zerfleischen. Im Kampf für mehr Klimaschutz braucht es über ähnlich gesinnte Organisationen Zusammenhalt, gemeinsamen Einsatz für das große übergeordnete Ziel, den Klimawandel zu bekämpfen und schnellstmöglich effektive Maßnahmen einzuleiten.

Im Wesentlichen gründet sich die Position von POW beim aktuellen Thema auf folgende Punkte:

  1. POW ist gegen die Erweiterung von Skigebieten, im konkreten Fall gegen die Ausbaupläne am Pitztaler Gletscher.
  2. POW ist für die Ausweitung von Schutzzonen
  3. POW ist jedoch nicht grundsätzlich gegen Bauvorhaben im alpinen und hochalpinen Bereich. So begrüßt POW etwa die Installation von Windrädern oder PV-Anlagen zur Erzeugung klimafreundlicher Energie.

Solche Sätze sind schnell gesagt und ohne ausreichende Begründung nicht mehr als eine reißerische Schlagzeile. Darum ist es uns wichtig, nicht nur Position zu beziehen, sondern auch offenzulegen, welche Beweggründe uns dazu bewogen haben.

1. Erweiterung von Skigebieten – nein, danke!

Protect Our Winters Austria setzt sich – zwar nicht nur – für den “Schutz des Winters” und damit für den Schutz des Klimas an sich ein. Damit ist natürlich nicht gemeint, dass wir uns für den Schutz des Wintertourismus einsetzen oder gar dafür lobbyieren würden. Die Alpen sind das best erschlossene Gebirge weltweit, Tirol hat die höchste Dichte an Skigebieten. Braucht es da wirklich noch mehr davon? “Nein”, finden wir. Das bestehende (Über-) Angebot an Liftanlagen und Pistenkilometern sollte ausreichen, um die Nachfrage am Markt zu stillen. 

Viele tief gelegene Skigebiete werden – sofern der Fall nicht schon eingetreten ist – den Winterbetrieb wegen Unrentabilität einstellen müssen. Die bestehenden Liftanlagen können dann entweder abgetragen und das Gebiet renaturiert werden oder man findet eine Zweitverwendung dafür, etwa durch einen Bikepark im Sommer. Langfristig sind also nur mehr hoch gelegene Skigebiete betriebswirtschaftlich rentabel. Doch rechtfertigt das Expansionspläne von Gletscherskigebieten? “Nein”, finden wir. Denn wie gemeinhin bekannt sein dürfte, ist der Klimawandel längst auch in den Höhen der Gletscherskigebiete angekommen. In diesen Höhen mag zwar die Schneesicherheit im Winter gegeben sein, doch die hochalpine Lage bringt ganz andere Probleme mit sich. So müssen etwa Seilbahnstationen, Liftstützen oder andere Gebäude, die im Bereich des (auftauenden) Permafrosts errichtet wurden, oftmals durch teure Baumaßnahmen instand gehalten werden. Ähnliches trifft auf Liftstützen zu, die aufgrund der Fließbewegung des Gletschers bzw. dessen Rückgangs von Jahr zu Jahr versetzt werden müssen.

Seilbahnunternehmer:innen und Touristiker:innen berufen sich bei ihren Ausbauplänen häufig auch auf die “Rettung der Wirtschaft im Tal”. So sei der (Ski-) Tourismus das einzige, wovon die Leute im hochalpinen Tal leben könnten. Dass viele Alpentäler in eine wirtschaftliche Abhängigkeit vom Tourismus gerutscht sind, ist bedauerlich. Die politischen Entscheidungsträger:innen müssen sich deshalb jedenfalls den Vorwurf gefallen lassen, dass sie es in der Vergangenheit verabsäumt haben, alternative Perspektiven für die lokale Bevölkerung zu schaffen. Dabei muss eine Rettung der heimischen Tourismuswirtschaft nicht Hand in Hand mit dem weiteren Ausbau von Skigebieten gehen. Längst zeigen erfolgreich angewandte Konzepte des Slow Tourism, beispielsweise im Sellrain oder Gschnitztal, dass andere Entwicklungspfade auch erfolgreich sein können. 

2. Ausweitung von Schutzzonen

Rechtliche Rahmenbedingungen für den Ausbau von Skigebieten gibt es, allerdings ist die Handhabe hier nicht sehr streng. Lediglich ausgewiesene Schutz- und Ruhezonen, z.B. National- oder Naturparks können Ausbauplänen der Seilbahner:innen tatsächlich verhindern. So gesehen wäre die Ausweitung von Schutzzonen – zum Zweck der Verhinderung von Skigebietsexpansionen – begrüßenswert.

Auch wenn der Skigebietsausbau dem Gletscher selbst nicht schaden würde, wie anerkannte Gletscherforscher:innen berichten, die negativen Auswirkungen auf die Biodiversität dürfen hier nicht außer Acht gelassen werden. Bei einer Ausweitung der Skigebietsgrenzen werden Fauna und Flora in ihrem Habitat beschnitten. Gerade im hochalpinen Bereich handelt es sich dabei oftmals um besonders sensible, gefährdete Arten, deren Lebensraum ohnehin schon stark eingeschränkt ist. Auch der Klimawandel und der damit einhergehende Temperaturanstieg drängt die Arten “in die Höhe”. Doch irgendwann gibt es kein “nach oben” mehr. Diese Bedrohung wird durch menschliche Eingriffe in bis dato nahezu unberührte bzw. nur sanft touristisch genutzte Landschaften künstlich verstärkt. Diese menschlichen Eingriffe in höchst sensible Ökosysteme sieht POW kritisch – ein Grund mehr, gegen die Erweiterung von Skigebieten einzutreten. Eines sei an dieser Stelle noch klargestellt: POW ist nicht nur im Falle von Skigebieten gegen Erweiterungen, sondern insgesamt gegen jede Form von Errichtung von Industriebauten oder Bodenversiegelung im Allgemeinen. Die Nachnutzung, also eine weitere Nutzung nach dem Ende der ursprünglich angedachten Nutzform, bestehender Flächen sollte immer priorisiert werden.

3. Ausbau von Wind- und Sonnenkraft – auch in den Bergen

“Irgendwo muss die Energie ja herkommen.” Genau, am besten nicht aus Kohle, Öl oder Gas. Um von den fossilen Energieträgern unabhängig zu werden, muss der Ausbau erneuerbarer Energie forciert werden. Von absoluter Unabhängigkeit ist Österreich noch meilenweit entfernt. Der politische Wille, zukunftsfähige Entscheidungen zu treffen, die teilweise alte Denkmuster aufbrechen müssen, lässt zu wünschen übrig. Business as usual, nur aus Popularitätszwecken, führt in eine Sackgasse.  Auch Bundesländer wie Tirol und Salzburg mit einem großen Gebirgsanteil müssen hier in die Pflicht genommen werden. Bei der vielen, vor allem touristischen Infrastruktur in Österreichs Bergen, sollte es doch auch möglich sein, das große Potenzial für Wind- und Sonnenkraft zu nutzen. Vor allem bereits gut – z.B. mit Zufahrtsstraßen – erschlossene Bereiche wie Skigebiete würden sich geradezu für solche Vorhaben anbieten. Beim gegenwärtigen Erschließungsgrad der Alpen kann deshalb auch das Argument des Landschaftsschutzes nicht immer zählen. 

Wer sich für Klimaschutz ausspricht, muss sich auch über die Notwendigkeit der Energiewende im Klaren sein. Wer sich für Klimaschutz ausspricht, sollte daher auch Windrädern und PV-Anlagen in den Bergen bzw. in ohnehin schon industriell oder touristisch genutzten Bereichen akzeptieren. Die Errichtung von Windrädern und PV-Anlagen muss hier als Kompromisslösung zum Wohle nachfolgender Generationen gesehen werden.